SWR3 Gedanken

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21OKT2021
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„Können wir nicht jetzt schon Ostern feiern?“ Es war Anfang März, es war mitten in der Passionszeit, also die Zeit zwischen Aschermittwoch und Ostern, eigentlich eine Fastenzeit, in der man sich auf das große Osterfest vorbereitet. Aber meine Eltern saßen vor uns: Corona hörte nicht auf, meiner Mutter ging es nicht gut, sie hatte Angst, dass sie Ostern nicht mehr erlebt, mein Vater war krank, es regnete draußen, war kalt und grau. Und jetzt wollten die beiden Ostern sozusagen vorverlegen und vor-feiern.

Also habe ich kurzerhand die bunten Ostereier aus dem Keller geholt und meine Schwester hat ein süßes Osterbrot gebacken. Etwas Buntes im grau der Welt, und etwas Süßes, grade wenn das Leben nicht so schön ist.

Der Wunsch meiner Eltern erinnerte mich an einen Film. „Weihnachten im Oktober“ heißt er, ein sehr anrührender, amerikanischer Film. Ein kleiner Junge ist sterbenskrank, letztendlich kommt er nach Hause, um im Kreise seiner Familie zu sterben. Einen Wunsch hat er: noch ein Mal möchte er Weihnachten feiern. Es ist aber Oktober und es ist klar, dass der Kleine bald sterben wird. Freunde und Nachbarn bekommen etwas mit von dem Wunsch. Und als der kleine Junge mit seinen Eltern nun vom Krankenhaus nach Hause kommt, leuchtet die Straße mit bunten Weihnachtslichtern, die Nachbarn tragen Weihnachtspullis, die Freunde Weihnachtsmützen, im Haus erwartet den Jungen ein riesiger Weihnachtsbaum, weihnachtlich geschmückt. Alle zusammen feiern Weihnachten mitten im Oktober.

Ich glaube, letztendlich zählt im Leben nur eins: Liebe. Die Liebe und Freundschaft von Familie, von Freundinnen und Nachbarn, von Töchtern und Söhnen. Insofern: Frohe Ostern und frohe Weihnachten! Ein Hoch auf die Liebe in all ihren Formen und Farben!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34101
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