SWR3 Gedanken

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19OKT2021
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Eine Streitschrift ist es, ein kleines Manifest. Pfarrer Klaus-Peter Lüdke kämpft in seinem Buch gegen Vorurteile und Diskriminierung, gegen Ausgrenzung und Ablehnung von trans* Menschen. „Queer mit Gott“ heißt sein Buch. Und es ist ein Streifzug durch die Bibel. Es geht um Geschlecht und Biologie, um Schöpfung und Gott, dazwischen wunderschöne Gebete.

Klaus-Peter Lüdke ist nicht nur Pfarrer, er ist auch Vater eines trans* Kindes. Und so kämpft und streitet er: als Vater in einer Gesellschaft, die trans* Menschen immer noch zu oft mit Ablehnung und Vorurteilen begegnet; als Pfarrer in einer Kirche, die trans* Menschen im Namen Gottes ausgrenzt. Dabei ist die Bibel überhaupt nicht so eindeutig, wie manche das gerne hätten. Da ist zum Beispiel Josef. In der Bibel wird erzählt, wie Josef von seinen Brüdern in die Sklaverei verkauft wird. Doch weil Gott Gutes mit ihm vorhat, endet die tragische Geschichte gut. Klaus-Peter Lüdke zeigt: der Kern des Problems zwischen Josef und seinen Brüdern lag vielleicht darin, dass Josef anders war als seine Brüder. Er war kein typischer Junge, seine Geschlechtsrolle stand nicht so fest. In der Bibel wird erzählt, dass Josef ein Prinzessinnenkleid von seinem Vater geschenkt bekam und wie gern er es getragen hat. Für die Brüder Grund genug ihn auszugrenzen. Klaus-Peter Lüdke zeigt, was es heißen kann, die Bibel queer zu lesen. Es bedeutet, ernst zu nehmen, dass wir alle, Kinder, Frauen, Männer, trans*, alte und junge, weiße, braune und schwarze, Menschen mit und ohne Behinderungen, gleichberechtigte Ebenbilder Gottes sind. Wir alle sind Teil von Gottes vielfältiger und kreativer Schöpfung. Die Kultur von Vorurteilen und Diskriminierung, Ausgrenzung und Ablehnung in der Kirche, in unserer Gesellschaft ist nicht gottgegeben. Es ist höchste Zeit, sie mit Gottes Hilfe zu überwinden.

„Queer mit Gott: Bibel und Glaube unter dem Regenbogen“ von Klaus-Peter Lüdke

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34099
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