SWR3 Gedanken

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15OKT2021
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Das stelle ich mir toll vor: Eine Zeit lang auf einer einsamen Insel leben, so wie der Romanheld Robinson Crusoe. Den ganzen Tag Strand und Meer, exotische Früchte und sich in Ruhe eine angenehme Hütte zurechtzimmern. Ohne Kalender mit Sand an den Füßen in den weiten Horizont blicken. An diesem Tagtraum ergötz ich mich besonders an den vollen Tagen, wenn dauernd irgendwas darauf wartet von mir erledigt zu werden. Dann bin ich „reif für die Insel“. Mir ist schon klar, dass ich kein halbes Jahr ganz allein auf so einer Insel überleben würde, aber wenn ich mich da so auf die Insel wegträume, fühlt sich das gut an. Dann fühl ich mich frei. Immerhin ist heute Freitag und ab heute Abend gibt es auch für mich zum Glück ein paar „Insel“-Zeiten. Wenn ich mich am Wochenende zum Heimwerken in meine Man Cave zurückziehe, oder eine Runde Inliner fahre. Das ist Zeit nur für mich und da denke ich wieder an Robinson. Übrigens gibt die Story von ihm und seiner Insel noch mehr her. Robinson hat ziemlich schnell gemerkt, dass Freiheit mehr ist als Zeit für sich. Pure Freiheit nützt gar nichts, wenn ich sie mit niemandem teilen kann. Dann bin ich einsam. Robinson hat ja richtig lange gewartet bis jemand bei ihm vorbeigekommen ist. Und als es dann endlich passiert ist, hat Robinson diesen Menschen „Freitag“ genannt. Klar, der hat ihn ja auch befreit. Genau das ist der Knackpunkt. Wirklich frei werde ich nicht allein, sondern wenn Leute an meiner Seite sind. Und zwar solche, die mich auch mit meinen Kanten und meiner Sturköpfigkeit mögen. Einfach Leute, bei denen ich mich wie am richtigen Ort fühle. Das sind meine Freitags-Menschen.

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