Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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05OKT2021
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Der Oktober gilt vielen als besonders schöner Monat, der ‚Goldene Oktober‘ ist sozusagen der Mai der zweiten Jahreshälfte. Aber auch der betörendste Farbenrausch täuscht nicht darüber hinweg, dass der Sommer vorbei ist, die Pflanzen absterben, das Jahr dem Ende entgegen geht. Deshalb hat der Oktober eine eher gedämpfte Grundstimmung, ganz anders als der Mai. Und Menschen, die den Winter mit seinen kalten Tagen und langen Nächten nicht mögen oder gar fürchten, werden leicht melancholisch oder sogar depressiv. Aber was macht man dann, wenn die trüben Gedanken kommen?

Mir hilft da ausgerechnet eine Comic-Figur aus der Serie ‚Die Peanuts‘. Es ist Snoopy, ein kleiner Hund. Der sitzt mit seinem Freund Charly Brown am Ufer eines Sees. Alles ist wunderschön, die Natur, das Wetter, die Stille. Aber Charly ist einer, der alles schwer nimmt und sich immer viele Gedanken macht, viel zu viele. Er schaut versonnen über den See und sagt ganz ernst: „Eines Tages werden wir alle sterben, Snoopy.“ Und Snoopy, der pfiffige kleine Hund, antwortet: „Ja, das stimmt, Charly. Aber an allen anderen Tagen nicht.“ 

Was für eine Logik! So einfach, so richtig, so bezwingend. An so vielen Tagen darf ich  leben. Und diese Tage, die wollen erst mal gelebt werden, gefüllt mit Leben: mit alltäglichen Kleinigkeiten, mit großen Gefühlen und kleinen Freuden, mit Aufgaben, die erfüllt werden müssen und – natürlich auch mit Sorgen und vielerlei Problemen.

Was der kleine Hund Snoopy im Comic so entwaffnend einfach sagt, ist eine tiefe Weisheit. Sie ist schon unzählige Male formuliert worden. Von Lebenskünstlern und Lebenskünstlerinnen wie Snoopy, aber auch von Philosophen, Dichtern, Therapeuten. Und auch in der Bibel findet sie sich mehr als einmal. Besonders schön finde ich die Worte, die von Jesus überliefert sind: ‚Sorgt euch nicht um morgen; denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen. Jeder Tag hat schon genug mit sich selbst zu tun.‘ (vgl. Matthäus 6,34)

Auch heute vertraue ich mich dem Tag an, denn Gott ist es ja, der mich diesen Tag erleben lässt. Und am Abend gebe ich ihn wieder zurück, mit allem, was ich erlebt habe oder auch nicht, hingekriegt oder auch nicht. Und denke lächelnd an Snoopy. An den kleinen Comic-Hund, der alles so nehmen kann, wie‘s eben kommt. Und damit so viel leichter lebt!          

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