SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

04OKT2021
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„Der Flugplatzspatz nimmt auf dem Flugblatt platz.“ Sprechen Sie das mal nach! „Der Flugplatzspatz nimmt auf dem Flugblatt platz.“ Oder: „Zwanzig Zwerge machen Handstand, zehn am Wandschrank, zehn am Sandstrand“ Nochmal: „Zwanzig Zwerge machen Handstand, zehn am Wandschrank, zehn am Sandstrand“.

Sprechen ist manchmal echt schwierig. Bei einem Zungenbrecher ist das natürlich Absicht. Der ist ja extra so ausgedacht. Aber auch sonst: Ich finde es nicht immer einfach, die richtigen Worte zu finden. Vor allem, wenn ich mir klar mache, welche Wirkung Worte haben können: Sie können verletzen und beleidigen. Gleichzeitig können sie aber auch Mut machen und Trost spenden, erfrischen und zum Lachen bringen. Worte sind ganz schön mächtig.

Und: Das, was wir sagen, kann die Wirklichkeit verändern. Ehrlich! Denken Sie an Hochzeitspaare, die ins Rathaus zum Standesamt kommen: Wenn der Standesbeamte sagt: „Hiermit erkläre ich Sie zu Mann und Frau.“, dann ist es passiert. Dann sind zwei auf einmal verheiratet. Vorher waren sie das nicht.

Mich faszinieren die Worte immer besonders, wenn ich als Pfarrerin den Segen am Ende vom Gottesdienst spreche. „Gott der Herr segne Euch und behüte Euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über Euch und sei Euch gnädig. Gott erhebe sein Angesicht auf Euch und schenke Euch Frieden.“ Da passiert etwas. Die Wirklichkeit verändert sich. Die Menschen im Gottesdienst fühlen den Segen, spüren Gottes Nähe, seine gute Kraft. Was da passiert, das kann man gar nicht richtig in Worten beschreiben. Da scheint etwas von Gottes Wirklichkeit in unsere Welt hinein. Und obwohl ich doch Worte spreche, reichen Worte nicht aus, um zu erklären, was diese Segensworte auslösen.

„Gott der Herr segne Euch und behüte Euch. Er lasse sein Angesicht leuchten über Euch und sei Euch gnädig. Gott erhebe sein Angesicht auf Euch und schenke Euch Frieden.“ Was auch immer da passiert: Gottes guten Segen wünsche ich Ihnen von Herzen. Für diesen Abend und für die kommende Woche mit allen ihren Herausforderungen. Seien Sie behütet!

Und zum Abschluss habe ich noch einen: „Der Kaplan klebt klappbare Pappplakate.“ Probieren Sie’s mal!

Die Zungenbrecher sind dem Buch „Der Flugplatzspatz nimmt auf dem Flugblatt platz.“ von Moni Port und Philip Waechter entnommen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34041
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