SWR3 Gedanken

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05NOV2021
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Eine Legende, die in der jüdischen Folklore weit verbreitet ist, spricht von den 36 „Gerechten“, auf denen das Schicksal der Welt ruht, auch wenn sie unbekannt oder verborgen sind.

Warum gerade 36? Die Zahl 36 ist eine Verdoppelung von 18. In der Gematria, einer Form der jüdischen Zahlenmystik, steht die Zahl 18 für das Wort „Leben“, auf Hebräisch: Chaj.  „Chaj“ setzt sich aus den Buchstaben „Chet“, mit dem Zahlenwert 8 und „Jod“ mit dem Zahlenwert 10 zusammen, also 18. 36 repräsentiert demnach auch „doppeltes Leben“. Die talmudische Überlieferung kennt verschiedene Meinungen, wonach es in jeder Generation stets 36 Gerechte auf der Welt gibt. Sobald einer der 36 Gerechten stirbt, wird ein weiterer Gerechter geboren und nimmt sofort seine Stelle ein.

Unsere volkstümlichen Legenden erzählen, dass die Gerechten mystische Kräfte besitzen. Nicht nur, dass sie die Welt beschützen, sondern sie können auch Katastrophen, Bedrohungen und Verfolgungen eines Volkes abwehren. Sie leben nach manchen Meinungen zerstreut in der gesamten Diaspora, ohne einander zu kennen, ohne voneinander zu wissen. Sie selber wissen auch nicht, dass sie zu den 36 Gerechten gehören. Diese Legende ist in den eher mystischen Dimensionen des Judentums verankert.

Da niemand weiß, wer die Gerechten sind, sie selbst eingeschlossen, sollte jeder von uns sich so verhalten, als ob er oder sie vielleicht einer von ihnen sein könnte. Dies spornt an ein frommes und demütiges Leben zum Wohle der Mitmenschen zu führen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34032
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