Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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13OKT2021
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Ich habe immer gewusst, dass Gott bei mir ist. Diesen Satz höre ich nicht oft. Viel häufiger fragen Menschen mich:  Wie spüre ich Gott? Wo ist Gott denn? Aber hier der Satz: „Ich habe immer gewusst und gespürt, dass Gott bei mir ist.“ Der Mann, der mir das sagt, ist gar nicht christlich oder religiös erzogen worden. Ein Mann, der zu Hause eine schwere Kindheit erlebt hat. Einer, der dann in jungen Jahren krank wurde und bis heute mit einer chronischen Krankheit zu kämpfen hat. Von seinem Gesicht, das von seinen Erfahrungen gezeichnet ist, geht etwas Besonderes aus. Vielleicht ist es das, was man Gelassenheit oder Weisheit nennen könnte.

Woher hat er diese Gewissheit, dass er nicht allein ist?  Er erzählt mir: „Ich hatte in manchen Jahren niemanden, der mir wirklich geholfen hat. Vieles musste ich mit mir alleine ausmachen. Aber in mir drin spürte ich: Du schaffst das und bist dabei nicht allein.“ Wenn man kritisch ist, könnte man einwenden, das hat der sich eingebildet. Aber man könnte auch sagen: Das ist doch wie ein Beweis, dass es Gott gibt. Einer, dem das nicht anerzogen wurde, der hat so etwas erlebt. Egal, ob man es kritisch oder wohlwollend hört: Ich war berührt von dieser Geschichte. Und davon, dass dieser Mensch trotz aller Startschwierigkeiten in seinem Leben das fand, was viele sich wünschen: Eine Beziehung zu Gott und eine Beziehung zu Menschen, die ihm heute guttun. Die Gewissheit, dass Gott immer bei ihm war – das hat diesem Manne geholfen, nicht verbittert oder misstrauisch zu werden. Er lebt kein großes Leben, ist nicht berühmt geworden, aber er geht mutig und voller Gottvertrauen durchs Leben. Und das Schönste daran: Er kann andere Menschen verstehen, die auch Schweres durchmachen. Er kann verstehen, wenn Menschen an Gott zweifeln oder wenn sie sich im Leben nur stolpernd vorantasten. Er kennt beides: wie gut und wie schlimm Menschen sein können.

Und hat in sich gespürt, dass Gott einen nicht fallen lässt. Trotz aller schweren Erfahrungen  ist er zu einem echten Menschenfreund geworden. Und so etwas braucht es doch: Menschen, die Schweres überwinden durch Gottvertrauen und Menschlichkeit.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34026
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