SWR3 Gedanken

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09OKT2021
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Sich Sorgen machen – das kennen viele Menschen. In diesen Zeiten vielleicht besonders, scheint es mir. Und ein schnell gesagtes „Mach Dir keine Sorgen“ – hilft da wenig. Der Theologe Friedrich Schleiermacher meint, ein gänzlich sorgenfreies Leben gibt es sowieso nicht. Aber er meint auch, es kommt darauf an, worum man sich Sorgen macht: „Sorge dich nicht um das, was kommen mag, weine nicht um das, was vergeht; aber sorge, dich nicht selbst zu verlieren, und weine, wenn du dahintreibst im Strome der Zeit, ohne den Himmel in dir zu tragen.“ Schreibt er.

Ich finde, sein Rat kann tatsächlich helfen, mit all den unvermeidlichen Sorgen umzugehen. Zwei Dinge nehme ich mit. Zum einen: es kommt vor allem und in allem Sorgen darauf an, sich selbst nicht zu verlieren. Das heißt, nicht zu vergessen, was ich brauche. Was hilft mir, mit beiden Füßen fest auf dem Boden stehen zu können, auch wenn es noch so um mich herum braust und tobt? Für mich sind das zum Beispiel die guten Freunde. Mit einem guten Freund oder einer guten Freundin hält man den Stürmen des Lebens besser stand. Und sie erinnern einen auch daran, was wirklich wichtig ist im Leben. Deshalb ist es gut, in Kontakt zu bleiben und Freundschaften zu pflegen. Schleiermacher gibt aber noch einen zweiten Rat. Er sagt: „Weine, wenn du dahintreibst im Strome der Zeit, ohne den Himmel in dir zu tragen…“ Sich treiben lassen tut manchmal gut. Aber wenn man nur noch hin und her gewirbelt wird, von Sorgen und Terminen, verliert man den Himmel in sich. Also das, was einem Weite schenkt, und Frieden, was einem Ruhe gibt und Kraft. Wer den Himmel in sich trägt, der weiß, wie wichtig es ist, sich die Zukunft auszumalen, herrliche Wolkenschlösser zubauen, und daran zu glauben, dass alles auch ganz anders werden kann. Denn das schenkt Hoffnung. Und Vertrauen.
Auf sich achten und sich Zeit nehmen zu träumen – ich glaube, so lässt sich besser mit den Sorgen umgehen…

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34009
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