SWR3 Gedanken

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06OKT2021
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Wer A sagt, muss auch B sagen. Kennen Sie das? Ganz ehrlich - ich hab diesen Satz noch nie so richtig gemocht. Klar. Da steckt auch drin: Wer eine Entscheidung trifft, der muss auch die damit verbundenen Konsequenzen tragen. Da geh ich mit. Aber ich finde, der Satz hört sich auch an wie: „friss oder stirb“. Nimm es, oder lass es. Keine Chance, das ist jetzt so gesetzt. Und nix geht mehr.  – Der Theater-Lyriker Bertolt Brecht hat vielleicht ähnlich empfunden. Zumindest hat er in einem seiner Stücke geschrieben: „Wer A sagt, muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war.“ Und das ist doch das Entscheidende, oder? Es geht nicht darum, immer richtig zu liegen. Immer Recht zu haben. Manchmal liegt man einfach daneben. Vertut sich. Baut Mist. Oder die Dinge entwickeln sich weiter, und man erkennt: Das passt nicht mehr. Da braucht es jetzt was anderes. Und das ist die große Kunst: Nicht nur A und B sagen zu können, sondern erkennen und ehrlich zugeben zu können, dass A falsch war. – Die Bibel erzählt auch davon – dass Menschen erst A gesagt, und dann aber irgendwann doch erkannt haben, dass sie falsch lagen. Paulus zum Beispiel. Der bekannt dafür wurde, dass er Gottes Wort verbreitet hat. Er hat Gemeinden gegründet und kluge und erfahrungsreiche Briefe und Texte geschrieben, die bis heute gelten. Doch davor hat er etwas ganz Anderes gesagt. Davor war er nämlich das totale Gegenteil. Ein Christenhasser.

Aber Paulus hat irgendwann erkannt, dass A absolut falsch war… und sich entschieden, neu anzufangen. Wer A sagt, muss nicht B sagen… -- Übrigens: Gott selbst hat gesagt: Ich bin das A und das O, also vom griechischen Alphabet her gesprochen der erste und der letzte Buchstabe, Alpha und Omega, und gemeint: Ich bin der Anfang und das Ende – und dazwischen ist noch soviel möglich! Niemand, der A sagt, muss auch dabei stehen bleiben…

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