SWR3 Gedanken

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05OKT2021
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Sehnsucht. Ein manchmal fast schon schmerzhaftes Verlangen. Ein Sehnen, das noch nicht gestillt wurde. Ein Wünschen, das noch nicht erfüllt wurde… Sehnsucht kann mächtig und groß sein. Aber wie war das doch gleich…. Ich sehne mich nach Veränderung, und doch… bleibt alles beim Alten. Ich sehne mich nach Offenheit und Fortschritt, und verstecke mich trotzdem hinter Altbewährtem… Der Schriftsteller Max Frisch hat das „Problem mit der Sehnsucht“ einmal so beschrieben: „Warum folgen wir unserer Sehnsucht nicht? Warum eigentlich? Warum knebeln wir sie jeden Tag, wo wir doch wissen, dass sie wahrer und reicher und schöner ist als alles, was uns hindert…! Warum leben wir nicht, wo wir doch wissen, dass wir nur ein einziges Mal da sind, nur ein einziges und unwiederholbares Mal, auf dieser unsagbar herrlichen Welt?“ - Klar, nicht jeder Sehn-Sucht lässt sich zu jeder Zeit folgen. Was aber braucht es, damit wir uns auf den Weg machen? Zumindest in kleinen Schritten. Und versuchen das wahrzumachen, wonach wir uns sehen. Das, was das Leben weiter macht und uns daran erinnert, wie kostbar und kurz unser Leben ist…

Was es braucht? Vielleicht ein bisschen Trotz. Oder vielmehr: Ein Trotzdem. Jetzt ist keine Zeit dafür? Trotzdem. Aber das macht man doch nicht!? Trotzdem. Das wäre doch völlig unpassend! Ja! Trotzdem! Ich finde, manchmal muss man einfach „trotzen“ – dem, was das Leben einem gerade vielleicht „vorschreiben“ will, und der Sehnsucht folgen. Trotzig wie ein Kind. Und das sind wir ja auch: Gottes Kinder. Und ich bin sicher, wie ein Vater wünscht sich auch Gott, dass seine Kinder glücklich sind. Und das Leben genießen, auf dieser unsagbar herrlichen Welt. Voller Sehnsucht.

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