SWR2 Wort zum Tag

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30SEP2021
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Ganz selbstverständlich redeten Marie und Anne Französisch mit ihrer Mutter; und Deutsch eben, wenn der Vater sie angesprochen hatte. Wenn kleine Kinder zweisprachig aufwachsen, lernen sie Sprache ja anders als Schulkinder oder Erwachsene. Bei ihnen baut sich Sprache auf durch Zuhören und Ausprobieren und dann eben Mitreden –  Deutsch oder Türkisch etwa –  oder Französisch, wie bei unseren Freunden.

Beneidenswert – die anderen müssen sich mehr anstrengen  und das Gesagte oder Gehörte aus der einen in die andere Sprache übersetzen. Oder übersetzen lassen.  Das machen in vielen Familien mit Migrationsgeschichte  oft die Kinder für die Eltern; nebenbei und ganz selbstverständlich –  sie sind ja zu Hause und im Kindergarten zweisprachig aufgewachsen.  Eigentlich müsste der internationale Übersetzer-Tag auch ihnen gewidmet sein; den begehen die Profi-Dolmetscherinnen und Dolmetscher heute. Die sind ja unverzichtbar;  international oder auch nur europäisch Politik zu machen oder Wirtschaft zu verhandeln wäre unmöglich ohne sie.

Dabei: Übersetzen muss glaube ich noch mehr sein als etwas nur aus einer Sprache in eine oder viele andere übertragen. Das sehe ich am Schutzpatron der Übersetzerinnen und Übersetzer, dem heiligen Kirchenvater Hieronymus. Dessen Namenstag ist heute. Hieronymus, gestorben vor sechzehnhunderteinem Jahr in Betlehem,  hat schon im vierten Jahrhundert die jüdische Bibel übersetzt. Das so genannte Alte Testament zum ersten Mal überhaupt  in der damaligen Weltsprache Latein – das war sein Haupt-Werk. „Wer die Heilige Schrift nicht kennt, kennt weder Gottes Kraft  noch seine Weisheit: die Heilige Schrift nicht kennen  heißt Christus nicht kennen.“ – soll Hieronymus gesagt haben. Und deswegen hat er wohl auch diese gewaltige Arbeit auf sich genommen.

Denn Übersetzung geht noch viel weiter: Die Bibel lesen und verstehen zu können, in der eigenen Sprache: ist gut; aber erst wer sie dann auch ins eigene Leben übersetzt, hat verstanden  eine wie Gute Nachricht das ist, die in diesem Buch drinsteckt. Dass Gott dich liebt und du diese Liebe weitergeben kannst und sollst; dass du da sein darfst für andere, ihnen alles schenken – und es wird mehr; hoffen können, dass du durch den Tod hindurch in neues Leben gehst –  das ist eine Übersetzung,  die auch das zweisprachigste Kind erst noch lernt; im Alltag und im Glauben – und nochmal anders als die Sprachen der Eltern.

Gut, dass diese Gute Nachricht für jede und jeden da ist –  und in jeder Sprache!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=34000
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