SWR2 Wort zum Tag

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Weihnachten fängt heute an. Mitten im Frühling. Denn heute feiern die Kirchen das Fest „Verkündigung des Herrn“. Es erinnert an die biblische Geschichte neun Monate vor der Geburt Jesu. Der Engel Gabriel, so erzählt es Lukas, erscheint Maria und verkündet ihr die Geburt Jesu. Deswegen „Verkündigung des Herrn“. Eigentlich fällt dieses Fest auf den 25. März. Also genau neun Monate vor Weihnachten. Aber damit das Datum in diesem Jahr nicht rund um die Kar- und Ostertage untergeht, wird es heute nachgefeiert. So wichtig ist es den Kirchen. Kein Wunder: Die Jesusgeschichte ist ohne Weihnachten nicht denkbar. Aber Jesus spielt in dieser Geschichte, neun Monate vor seiner Geburt, nicht die zentrale Rolle. Im Mittelpunkt steht Maria. Maria, die aus heiterem Himmel schwanger wird.
Schwanger-Werden. Das ist ein Zustand, der für Hochgefühle sorgen kann – und für Katastrophenstimmung. Das ist ein Ereignis, das für Krisen sorgt – oder für Glückszustände. Schwanger-Werden. Das ist ein Zustand, der die Welt verändert. Aus dem kleinsten Anfang, fast aus dem Nichts entsteht neues Leben. Aus zwei Menschen wird plötzlich eine Familie. Plötzlich nehmen die Gedanken, eigentlich sogar das ganze Leben, eine neue Richtung an. Ganz praktische Fragen drängen sich auf: Wird alles klappen, gut gehen, schaffe ich das, will ich das? Das sind alles auch ganz existentielle Fragen.
Und es lässt sich nicht verleugnen: Die Startbedingungen bei Maria sind alles andere als optimal. Sie ist jung, minderjährig und unverheiratet. Eine Wunschschwangerschaft ist das sicher nicht. Und Maria springt auch nicht vor Freude in die Luft, als der Engel bei ihr auftaucht. Die Bibel schildert das ganz drastisch: Maria erschrickt, weiß nicht so recht, was der Engel ihr da sagen will. Aber sie gibt nicht klein bei, fängt an mit dem Engel zu diskutieren, will wissen, wieso sie schwanger ist.
Mir imponiert diese Maria. Sie sagt nicht einfach so Ja und Amen. Aber sie lässt sich überzeugen. Sie sagt „Ja“ zu diesem Kind, sagt „Ja“ zu dem neuen Leben. Neun Monate vor Weihnachten.
Im Bauernkalender gilt der 25. März, der Tag der „Verkündigung des Herrn“, als Frühlingsbeginn. Ein Datum, das gut zu Ostern und zu Weihnachten passt. Denn beide Feste kreisen um das Leben, um neues Leben, um einen Aufbruch. Beide Feste machen deutlich: Leben ist angesagt. So wie der Frühling jeden Tag vom Leben erzählt, das den Winter überwindet.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=3392
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