SWR3 Gedanken

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17SEP2021
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Joe und Sabine sind die „Ahrschipper“ aus Plankstadt bei Heidelberg. „Ahrschipper“, das kommt vom Fluss „Ahr“, der im Juli so unglaublich viel kaputt gemacht hat. Joe ist LKW-Fahrer und war mit seinem 40-Tonner schon bei den allerersten Hilfstransporten ins Ahrtal dabei. Joe hat keine Verwandte dort oder sonst irgendeinen besonderen Bezug. Die Zerstörung dort hat ihn einfach nicht mehr losgelassen. Er hat sofort verstanden: „Im Ahrtal brauchen sie nicht nur Lebensmittel und Kleidung. Sie brauchen vor allem Helfer, die mit anpacken, und das nicht nur ein paar Wochen lang.“ Also hat Joe zusammen mit seiner Frau Sabine die „Ahrschipper“ ins Leben gerufen. Das ist ein Hilfstrupp von lauter Freiwilligen. Alle haben den ganzen Samstag lang Zeit und packen an. Wer mit dem Reisebus von Plankstadt aus mitfahren will, ruft Joe auf dem Handy an, und dann geht es in aller Herrgottsfrühe los. Erst drei Stunden Bus fahren und dann Bäder rausreißen oder alten Schlamm wegschaffen, der immer noch stinkend in den Kellern sitzt. Arbeit im Ahrtal gibt es jede Woche mehr als genug. Koordinatorinnen vor Ort teilen die „Ahrschipper“ ein, denn sie wissen, wo Hilfe gebraucht wird. Das kann auch im Weinberg sein oder eben in Privatwohnungen, wo noch so viel zu tun ist.

Joe und Sabine hängen sich unermüdlich rein. Sie sind froh, dass sich jeden Samstag vierzig oder fünfzig Leute aus der Rhein-Neckar-Gegend finden, die Zeit und Kraft übrig haben. So viel Power auf einmal beeindruckt mich. Nicht lange reden, nicht lange überlegen oder grübeln, sondern einfach die Schippe in die Hand nehmen und dabei noch andere mitziehen. Was die Ahrschipper machen, das ist Nächstenliebe pur.

Und was ich auf dem T-Shirt von Joe lese, das stimmt: „Manchmal braucht es nur einen Joe“.

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