SWR3 Gedanken

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25SEP2021
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Bei jeder Wahl sind sie zu sehen: Die Wahlplakate mit Porträts, denen anonyme Hände ein Hitlerbärtchen aufgemalt haben. Nicht besonders originell. Geht halt schnell, und so ein Minischnauzer hat einen hohen Wiedererkennungswert.

Interessanterweise ist diese Verunstaltung quasi demokratisch. Sie trifft Kandidat:innen aller Parteien! Die Hitlerbärtchen verunzieren Fotos quer durch das Parteienspektrum. Von links nach rechts. Von Mitte bis Außenseiterpartei.

Doch was allen angehängt wird, verliert seine Wirkung. Oder verändert sie! Das Hitlerbärtchen soll ja sagen, dieser Mensch hier ist besonders böse. Von dem ist nichts Gutes zu erwarten. Wenn aber alle eins haben – naja – dann gilt das wohl auch für alle. Und irgendwie steckt da ja ein Fünkchen Wahrheit drin, denn nachweislich steckt tatsächlich in jedem Menschen viel Böses.

Um so bemerkenswerter ist es doch, wieviel Gutes wir dennoch zustande bekommen. Gut im Sinne von: denjenigen zu helfen, die sich selbst nicht gut helfen können. Oder gut im Sinne von: gute Chancen für alle. Oder gut im Sinne von: die Schöpfung erhalten und sich für das Leben einsetzen. Wo Menschen sich mit ihrer Kraft so für andere einsetzen, handeln sie gut.

Gut ist auch, dass wir morgen diejenigen wählen können, denen wir das wirklich abnehmen. Dass sie gut handeln. Und noch besser: Anschließend werden die Plakate wieder abgehängt. Samt Hitlerbärtchen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33907
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