SWR3 Gedanken

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07SEP2021
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‚Um Himmels willen!‘ ‚Was ist denn los?‘ frage ich. ‚Afghanistan!‘ sagt meine Freundin nur kopfschüttelnd und sagt mir beim Urlaubsfrühstück bis wohin die Taliban vorgerückt sind. Ihr Mann scrollt sich durch die neuesten Meldungen verschiedener Zeitungen und homepages. Pushnachrichten direkt aufs Handy! Als ich klein war, besorgte sich mein Vater einmal pro Woche eine Zeitung, wenn wir im Ausland in Urlaub waren. ‚Damit nicht die Welt untergeht und wir kriegen nichts mit‘, erklärte er meiner kopfschüttelnden Mutter. Die fand: ‚Urlaub ist Urlaub‘; auch von den Nachrichten. Ich bin hin- und hergerissen. Ich meine auch: Es ist absurd, nichts mitzubekommen von Überschwemmungen, Waldbränden, den Menschen, die flüchten vor den Taliban. Aber geht es der Welt wirklich besser, wenn wir beim Kaffee an der Ostsee auf einmal alle betroffen auf die Handies schauen? Wie machen Sie das? Alles abschalten oder immer online?

Mir hilft es manchmal mich daran zu erinnern, was von Jesus erzählt wird in solchen Situationen, wenn ihm alle zu nahe rückten. Er ist dann weggegangen. ‚In die Wüste‘ heißt es. Hat allen Trubel, alle Ansprüche hinter sich gelassen, war alleine. Und betete. Wenn er dann zurückgekehrt ist, konnte er wieder mittendrin sein. Aufmerksam und mit neuer Kraft für andere. Zeiten und Räume sich zurückzuziehen von Eile und Stress und auch von allem Schweren, den Nachrichten aus aller Welt brauchen wir. Auszeiten für die Seele – die wünsche ich Ihnen, um dann wieder wirklich für andere da zu sein.

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