SWR3 Gedanken

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04SEP2021
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Es ist für mich eines der Bilder des Olympiasommers in Tokio: die guten Freunde Gianmarco Tamberi aus Italien und Mutaz Essa Barshim aus Katar liegen sich in den Armen und jubeln. Beide haben gerade olympisches Gold im Hochsprung gewonnen – und sie zeigen: geteiltes Glück ist doppeltes Glück. Beide hatten die Höhe von 2,37 Meter geschafft, beide waren dreimal an der Marke von 2,39 Meter gescheitert. Um dann zu ihrem größten Höhenflug anzusetzen und ins gemeinsame Gold-Glück zu springen: Indem Barshim den Kampfrichter fragte, ob sich die beiden die Goldmedaille teilen könnten. Der Offizielle bestätigte das.

Nun ist so eine olympische Medaille ja nicht nur ein Stück Edelmetall. Es ist ein Ziel jahrelanger und oft aufopferungsvoller Strapazen für diesen einen Titel. Und deshalb hängt die Latte der Menschlichkeit und Freundschaft an diesem Olympiatag vor rund einem Monat ganz schön hoch, als sich die beiden Athleten Gold teilen. Nicht irgendeinen Rest oder das, was übrig ist, teilen sie, sondern das Wertvollste. Das beeindruckt mich – und ich glaube, die Erfahrung der beiden Athleten kann auch für den Alltag taugen:  Auch hier miteinander die kostbarsten Dinge zu teilen, das würde die Welt besser und für alle schöner machen: Unseren Wohlstand, damit mehr Menschen gut leben können und kein Mensch mehr verhungern muss oder ausgebeutet wird. Und Zeit und Aufmerksamkeit, die oft besonders kostbar sind. Denn geteiltes Glück ist doppeltes Glück.

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