SWR3 Gedanken

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02SEP2021
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Ich lerne Sarah Schott in einer Videokonferenz kennen. Sie erzählt uns, wie das so ist, mit einer neuen Lunge zu leben. Sarah ist gerade mal 25 Jahre alt und studiert in Koblenz. Seit ihrer Geburt ist sie an Mukoviszidose erkrankt. Vor drei Jahren verschlechterte sich dann der Zustand ihrer Lunge enorm. Atmen fühlte sich an, als würden zehn Elefanten auf ihrem Brustkorb sitzen, sagt sie. Zehn Monate lang stand sie auf einer Liste für ein Spenderorgan. Und wird dann tatsächlich transplantiert – erfolgreich! Danach kann sie ihren eigenen Rucksack tragen und sogar auf dem Trampolin springen. Lang ersehnte Freiheit. Bis das Coronavirus ihren Alltag wieder komplett umkrempelt. Aufgrund ihres schwachen Immunsystems muss sie sich komplett isolieren. Bis heute ist sie darauf angewiesen, dass ihr Umfeld extrem vorsichtig und rücksichtsvoll bleibt, um sie nicht mit Covid zu infizieren. Und dann wächst in ihrem Darm noch ein Tumor: Jetzt auch noch Krebs. Ein neuer Kampf beginnt. Als Sarah das alles erzählt, schießen Fragen durch meinen Kopf: Wie hält man so viele Rückschläge aus? Woher nimmt Sarah die Kraft? Ihre Antwort: „Der Glaube spielt eine ganz große Rolle, weil ich das Gefühl habe, dass Gott für mich da ist.“ Sarah glaubt nicht, dass Gott es war, der ihr die Krankheiten geschickt hat. Sondern, dass Gott es ist, der sie mit den Diagnosen nicht alleine lässt, der diesen oft auch unverständlichen Weg mit ihr geht. Im Moment geht es ihr gesundheitlich gut, sie ist nach einer gelungenen Therapie krebsfrei. Aber wie lange ihre Lunge hält? Das weiß sie nicht. Deshalb lebt sie jeden Tag umso mehr als ein Geschenk. Mich beeindruckt Sarahs Lebensmut. Und da bin ich nicht allein, denn  inzwischen folgen ihr über 50.000 Menschen auf Instagram. Und es gibt etwas, das ich von Sarah lernen will: Nichts ist selbstverständlich. Und jeder Tag, auch heute,  ist ein Geschenk!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33830
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