SWR2 Wort zum Tag

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Müdigkeit ist ein Segen. Wenn sie zur rechten Zeit kommt und einen gesegnet schlafen lässt. Aber müde sein zur Unzeit. Das bedrückt und macht das Leben schwer. Wenn die Glieder bleiern sind und erst recht das Gemüt. Kann man sich da nur noch ergeben? Und wie kann man Müden beistehen?
Es gibt in der Bibel viele Texte, in denen müde Menschen im Mittelpunkt stehen. Und die Zuwendung zu ihnen. Das ist schon die erste Hilfe, die die Texte zeigen: Einem zur Unzeit
Müden hilft kein Appell. Müde brauchen Zuwendung.
In einem dieser Texte der Bibel, wendet sich der Prophet Jesaja Menschen zu, die sind nicht altersbedingt müde, im Gegenteil. "Männer werden müde und matt, und Jünglinge straucheln und fallen," erzählt Jesaja.
Und meint nicht nur die Körper. Auch Glaube, Hoffnung und Liebe können ermüden. Wenn einem das Leben Erfahrungen zumutet, die denen vergleichbar sind die Jesajas jüdische Zeitgenossen im Exil machen mussten. Sie sind mit ihrem Glauben in die Minderheitenposition geraten, sogar ihr Gott selbst scheint ihnen müde, das entmutigt sie noch mehr.
Was kann man da noch tun? Zuwendung tut gut. Jesaja spricht die Menschen an mit zwei Botschaften: Zuerst bestreitet er den Eindruck, den sie von Gott haben. Er erinnert sie an ihre eigenen guten Erfahrungen mit Gott in der Vergangenheit.
An ihr besseres Wissen:
Wisst ihr es nicht mehr? Der HERR, der ewige Gott, wird nicht müde noch matt, sagt er. Gott scheint uns abwesend, ja. Aber müde ist er nicht. Und ein abwesender Gott wird sich auch wieder zuwenden. Jesaja versucht in ihre Müdigkeit einzubrechen mit Hoffnung, die aufweckt: Mit Hoffnung auf Gottes kraftvolle Nähe in Zukunft.
Und daran knüpft sich seine zweite Botschaft an die Müden, wie sie selbst ihrer Müdigkeit begegnen können.
„Die auf diesen HERRN harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.“
Ein wenig euphorisch klingt das schon, aber ich weiß aus Erfahrung. Hoffen weckt auf und belebt. Wer Licht am Ende des Tunnels sehen kann, bekommt oft auch die zweite Luft, um
selbst darauf zuzugehen.
Ich glaube, man kann von Jesaja lernen. Er tut etwas sehr Richtiges. Er wendet sich den
Müden zu, aber er bestätigt sie nicht in ihrer Müdigkeit. Sondern er sucht mit ihnen nach Perspektiven, wie sie neue Kraft finden können. Seelische, Kraft des Glaubens und daraus auch körperliche Kraft. Jesaja wendet sich den Müden zu, damit diese sich wieder Gott zuwenden
und daraus neue Kraft schöpfen. https://www.kirche-im-swr.de/?m=3383
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