SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Mein Sohn war sehr beeindruckt. So viel zuvorkommende Freundlichkeit von Erwachsenen
hat er noch nicht erlebt. Zuteil wurde diese Freundlichkeit ihm und mir in einem Autohaus.
Beim Abholen eines neuen Autos. Wie gesagt, mein Sohn war sehr beeindruckt von der Freundlichkeit, die einem da entgegen gebracht wurde. Von der Dame am Eingang über den Kundenbetreuer bis zum Parkhausportier. --
Wenn ein 20-jähriger von dieser Erfahrung so positiv überrascht ist. Sollte das etwa heißen,
dass Erwachsene einem 20-jährigen im „normalen“ Leben, im schulischen und beruflichen
Umfeld keine Freundlichkeit entgegen bringen? Meinem Sohn jedenfalls kommt es so vor. Was zeigen wir Erwachsenen den Jungen damit über das Leben?
Oder heißt das sogar, dass zuvorkommende Freundlichkeit einem nur noch als Kunde entgegen gebracht wird? Wenn man sie also gewissermaßen kauft. Nur noch bezahlte Freundlichkeit?
Nicht mehr umsonst? Einfach so.
Liegt das vielleicht daran, dass wir wirtschaftliches Denken in zu viele Lebensbereiche haben vordringen lassen?
Dabei tut zuvorkommende Freundlichkeit gut. Ist schön und macht schön. Einen Lehrer, der seinen Schülern freundlich begegnet und umgekehrt.
Freundlichkeit macht die schön, die schenken und meistens auch die, denen sie geschenkt
wird. In der Arztpraxis. In einem vollen Zug, wenn es gelingt, aufkeimende Spannung mit einer freundlichen Geste oder einem Wort umzustimmen. Oder warum sollte Freundlichkeit zu und
unter Mitarbeitenden nicht zum Leitbild einer Firma gehören?
Freundlichkeit ist viel zu kostbar, als dass wir sie uns vorenthalten dürften. Zuvorkommende Freundlichkeit ist ein Kleinod für das Miteinander. Zeichen von Achtung und Wertschätzung.
Sie ist viel zu kostbar, als dass wir sie uns nur gegen Bezahlung gönnen dürften. Freundlichkeit umsonst, das ist wahrhaft zuvorkommende Freundlichkeit. Sie ist wie die Sonne, die uns am Morgen unverdient aufgeht.
„All morgen ist ganz frisch und neu des Herren Gnad und große Treu,“ so beginnt ein Choral
von Paul Gerhardt. Er erinnert daran, dass zuvorkommende Freundlichkeit ein Geschenk des Himmels ist. Sie geht auf über mir, mit jedem Morgen. Sich einem Menschen um seiner selbst willen gnädig zuzuwenden, ist eine herausragende Eigenschaft Gottes. Und gnädig, das kann
nur bedeuten, umsonst. Freundlichkeit ist ein kostbares Kleinod, damit können wir bei einem Menschen einen Eindruck hinterlassen: Wie wertvoll er ist. Ohne bezahlen zu müssen. https://www.kirche-im-swr.de/?m=3382
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