Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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03SEP2021
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Trauer macht einsam. Wer einen Menschen verliert durch Krankheit und Tod muss oft ganz alleine damit fertig werden. Dabei könnte ein Gegenüber auf dem Trauerweg helfen. So wie damals nach dem Sterben Jesu am Kreuz auf dem Weg von Jerusalem nach Emmaus. Da sind nämlich 2 Jünger zusammen weggelaufen. Sie waren lange Zeit so hoffnungsvoll mit Jesus unterwegs. Aber dann war auf einmal alles so schnell schiefgegangen. Nichts wie weg! sagten sich die Zwei. Nur gut, dass sie jetzt zu zweit waren, um sich laufend auszutauschen. Dass da auf einmal noch jemand bei ihnen war, haben sie erst gar nicht gemerkt. Trauer macht manchmal einfach blind für alles drum herum.

Aber es tat ihnen dann doch gut, dass der fremde Begleiter nach dem Grund ihrer Aufregung fragte. Trauernde erzählen gern und oft und immer wieder von ihrer Leidensgeschichte. Und der Fremde lässt sich von ihrer Schilderung beeindrucken und hört lange einfach nur zu. Trauernde können alles gebrauchen, nur nicht jemanden, der meint, schnell alles erklären zu können. Trotzdem wagte es der Fremde, ihre einseitig negative Deutung des Geschehens  vorsichtig in Frage zu stellen –so als ob am Ende vielleicht doch Sinn im Unsinn stecken könnte. Aber in der Trauer stimmt irgendwie alles und nichts. Und so kamen sie an ihrem Ziel in Emmaus an und die beiden Trauerläufer baten den Fremden herein, um mit ihm zu essen. Trauernde vergessen das Essen oft.

Aber in der Rolle der Gastgeber tun sie es doch. Und als sie gerade endlich erkennen konnten, dass es tatsächlich Jesus selber ist, da ist er auch schon verschwunden. Eben noch zum Greifen nah, hat er sich noch rechtzeitig entzogen, damit die Beiden aus eigenem Entschluss ihren Rückweg ins Leben antreten konnten – zurück nach Jerusalem.  Dort haben sie den Anderen von dieser unfassbaren Begegnung berichtet. Und die Hoffnung kehrte ein Stück zurück.

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