Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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19AUG2021
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Kann man beweisen, dass es Gott gibt? Nein, hat der Wissenschaftler und Philosoph Blaise Pascal gesagt. Gott kann man nicht beweisen. Aber vorsichtshalber sollte man an ihn glauben. Heute vor 359 Jahren ist Blaise Pascal in Paris gestorben.

Pascal war ein richtiges Wunderkind. Als 12-Jähriger hat er sich selbst Geometrie beigebracht Mit 16 hat er eine viel beachtete Abhandlung darüber geschrieben. Und mit 19 hat er die erste funktionierende Rechenmaschine konstruiert. Weil er auch über den Luftdruck nachgedacht hat, wurde später die Einheit für Druck nach Pascal benannt.

Aber am meisten hat sich Blaise Pascal mit der Philosophie beschäftigt. Und er hat viel über Gott nachgedacht. Pascal war sich sicher: Man kann nicht beweisen, dass es Gott gibt. Aber genauso wenig  kann man beweisen, dass es Gott nicht gibt. Man kann also nicht wissen, ob Gott existiert. Deshalb hat Pascal empfohlen, vorsichtshalber an Gott zu glauben. Seine Überlegung geht in etwa so: Wenn es Gott gibt, dann will er, dass ich an ihn glaube. Und wenn ich das tue, komme ich in den Himmel. Wenn es Gott gibt und ich glaube nicht an ihn, dann komme ich nicht in den Himmel. Und wenn es Gott nicht gibt, dann gibt es zwar auch keinen Himmel, in den ich kommen kann, aber mein Glaube hat auch nichts geschadet.

Das klingt logisch. Aber was mich daran stört, ist das Berechnende. Ist das überhaupt Glaube, wenn man sich für Gott entscheidet, weil es einen Vorteil bringt. Hat Glaube nicht etwas mit Vertrauen und auch mit Zuneigung zu tun?

Deshalb bin ich mir auch nicht sicher, ob Blaise Pascal seine Überlegungen selbst so überzeugend gefunden hat. Denn eigentlich war er der Meinung: Ein Mensch findet nicht durch vernünftige Berechnungen zu Gott, sondern mit seinem Herzen. „Es ist das Herz, das Gott fühlt und nicht die Vernunft“, hat er einmal geschrieben.

Pascal hat nicht an Gott geglaubt, weil es vernünftig war, sondern weil Gott sein Herz gewonnen hat. Wie genau, weiß man nicht. Pascal hat zwar etwas über diese Gotteserfahrung aufgeschrieben, aber nur in unzusammenhängenden Sätzen und Worten: „Feuer“ heißt es da etwa, „Gewissheit, Gewissheit, Empfinden, Freude, Frieden“.  Jedenfalls war ihm diese Erfahrung so wichtig, dass er den Zettel, auf dem er sie aufgeschrieben hat, immer bei sich getragen hat.

Als Blaise Pascal am 19. August 1662 mit nur 39 Jahren gestorben ist, waren seine letzten Worte: „Möge Gott mich niemals verlassen“. Ich finde, aus diesem Satz spricht wenig Berechnung, aber viel Vertrauen.

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