SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

21AUG2021
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

Der Mann im Zug ist sichtlich sauer. Mit seinem Fahrrad ist er eingestiegen. Und da es noch früh am Morgen ist, braucht er ein Extraticket für sein Rad. So sagen es die Regeln der Bahn. Die müssen mir nicht gefallen, aber sie machen immerhin einen gewissen Sinn. Denn morgens sind die Züge nun mal ganz besonders voll. Das weiß der Mann auch, nur einsehen will es nicht. Den Beleg, den der Zugbegleiter ihm fürs Fahren ohne Ticket aushändigt, zerreißt er jedenfalls noch im Zug.

Als ich die kleine Szene mitbekomme frage ich mich, warum ich mich eigentlich an Regeln halte. Warum halte ich abends an einer roten Ampel an, obwohl kaum noch Verkehr ist? Warum sage ich den Termin beim Arzt brav ab, wenn ich ihn nicht wahrnehmen kann? Weil gutes Zusammenleben auf Dauer nur funktioniert, wenn jeder prinzipiell bereit ist, sich an Regeln zu halten. Das war schon in der Bibel mit den zehn Geboten so und die sind immerhin schon Jahrtausende alt. Macht nämlich jede und jeder, was ihm oder ihr gerade passt, ist ganz schnell Chaos. Natürlich kann ich Regeln hinterfragen. Darum finde ich es auch wichtig, dass sie grundsätzlich nachvollziehbar sind. Aber wenn sie das sind, dann kann ich mich auch dran halten, ob es mir nun gerade gefällt oder nicht.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33764
weiterlesen...