SWR3 Gedanken

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20AUG2021
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„Wen der Herr liebt, den züchtigt er“ (Spr 3,12). Ein Satz aus der Bibel, der mir immer ganz übel aufstößt, wenn Menschen etwas Schlimmes passiert. Angesichts von Naturkatastrophen ist er besonders schwer zu ertragen. Der Satz steht im sogenannten Buch der Sprichwörter. Gesammelte Lebensweisheiten würden wir heute wohl sagen. Zusammengestellt schon ein paar Jahrhunderte vor Jesu Geburt in einer Zeit, die ganz anders war als unsere heute. Da war es halt normal, dass Züchtigung, also körperliche Gewalt zur Erziehung gehörte. Ja, dass sie sogar als besonderer Beweis väterlicher Liebe galt. Gewalt in der Erziehung ist heute zu Recht nicht nur verpönt, sondern schlicht verboten.

Der kleine Satz zeigt mir aber auch, wie man sich Gott damals gedacht hat. Mit ziemlich menschlichen Zügen halt. Gott wie ein strenger Vater jener Zeit, der straft oder belohnt. Und wir Menschen als unmündige Kinder, die von ihm erzogen werden müssen. Wenn es sein muss auch mal durch Katastrophen. Umso seltsamer finde ich es, wenn heute, weit mehr als 2000 Jahre danach, manche Menschen immer noch diese Vorstellung pflegen. Dass Gott aktiv in diese Welt eingreift, um Menschen zu strafen oder zu belohnen. Mein Bild von Gott ist das jedenfalls nicht mehr. Ein anderes finde ich da viel passender. Gott, der von sich selbst einmal sagt: Ich bin da - für euch. In der Freude und vor allem auch im Leid.

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