SWR3 Gedanken

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19AUG2021
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Früher war alles besser. Langsam komme ich in das Alter für solche Sprüche. Sachlich stimmen sie zwar nur selten, gefühlt dagegen ziemlich oft. Richtig ist aber, dass es vor dreißig oder vierzig Jahren noch einfacher war, unbeschwert zu leben. Klar, damals gab‘s den Kalten Krieg oder das Waldsterben. Aber die wenigsten fühlten sich dafür persönlich verantwortlich. Und wenn ein einfaches Familienauto damals 11 Liter Sprit verbrauchte, dann galt das vielleicht als finanzielles, aber kaum als ökologisches Problem. Worte wie Klimawandel, Artensterben oder ökologischer Fußabdruck waren damals jedenfalls ziemlich weit weg.

Heute sind diese Worte in aller Munde. Und anders als damals gehen sie auch mich nun etwas an. Klar, wenn ich zum Beispiel mein Auto abschaffe werde ich weder die Welt noch das Klima retten. Aber zu wissen, dass ich es ein klein bisschen mehr ruiniere, wenn ich rumfahre und Benzin verbrenne, das werde ich eben auch nicht mehr los. Anders gesagt: Je mehr ich über die globalen Zusammenhänge weiß, umso mehr verliere ich meine Unschuld. Und leider auch meine Unbeschwertheit. Aus der Nummer komme ich nicht mehr raus. Und da leugnen oder verdrängen auch nicht weiterhilft bleibt nur, mich damit zu arrangieren. Zum Beispiel, indem ich beim Klimaschutz alles tue, was mir aktuell möglich ist. Konsequent, aber nicht verbissen. Damit die unbeschwerten Sommerwochen trotz allem nicht verloren gehen.

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