SWR3 Gedanken

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16AUG2021
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Moralisch zweifelhaft kann ich für manche Mitmenschen inzwischen ziemlich schnell werden. Wenn ich morgens keine Lust auf Fahrradfahren habe und am Ende doch lieber ins Auto steige. Oder wenn ich im Restaurant lieber das Schweinefilet esse, statt politisch korrekt ein veganes Gericht zu bestellen. Die Beispiele lassen sich fortsetzen. Dabei ist mir der Schutz der Umwelt und was ich selbst dafür tun kann durchaus wichtig. ebenso das Wohl der Tiere, die wir uns als Nutztiere halten. Und dass ich selber oft mehr dafür tun könnte, auch das ist mir sehr wohl bewusst. Darüber kann man reden.   Gern auch kontrovers.

Allerdings begegnet mir in solchen Fragen immer öfter ein moralischer Rigorismus, der mich irritiert. Weil er Fragen des Lebensstils und der persönlichen Vorlieben zu höchst moralischen Fragen erklärt. Und weil er ruck zuck Leute, die einfach anders ticken oder anders leben wollen, in die Ecke der moralisch Verkommenen stellt. Die Bibel hat dafür ein schönes Bild: Dass es immer verdammt leicht sei, den Splitter im Auge des anderen zu finden. Nur den dicken Balken, der im eigenen Auge steckt, den übersehe ich dabei schon mal. Also: Selber leben, am besten im Wissen um die eigenen Schwächen, aber die anderen auch mal anders leben lassen. Das Leben ist auch so schon anstrengend genug.

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