SWR3 Gedanken

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15AUG2021
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Es war eine bewegende Szene am Ende eines harten Kampfes. Der deutsche Ringer Frank Stäbler holte sich in Tokio nicht nur die olympische Bronzemedaille. Er beendete damit auch seine sportliche Laufbahn. Nie wieder wolle er einen Ringkampf bestreiten, sagte er. Sein Körper könne nicht mehr.  Zum Zeichen dafür zog er seine Schuhe aus. Und kniete einen kurzen, innigen Moment reglos hinter den Schuhen auf der Matte.

Ich musste bei diesem Bild an eine andere bewegende Geschichte denken. Eine aus der Bibel. Als Mose in der Wüste Gott begegnet in einem brennenden Dornbusch, da sagt Gott zu ihm: Zieh deine Schuhe aus, denn der Ort wo du stehst, ist heiliger Boden. Heiliger Boden. Ob das nicht auch eine Matte sein kann, auf der jemand seine lange Karriere mit einer Medaille beendet? Der Tenniscourt, die Laufbahn oder der Rasen im Fußballstadion? Schließlich redet man ja vom „heiligen Rasen von Wembley“?

Heiliger Boden. Vielleicht gibt’s den sogar viel öfter als man denkt. Ein Ort, an dem ich Unvergessliches erlebt habe. Den ersten, innigen Kuss. Den Heiratsantrag. Die seit Jahren ersehnte Medaille im Sport. Aber auch den schweren Abschied von einem geliebten Menschen. Heiliger Boden. Für die, die glauben ist es vielleicht genau der Ort, an dem sie für einen Moment dem Himmel ganz nahe sind.  

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