SWR2 Wort zum Tag

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01SEP2021
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Ich stimme Greta Thunberg nicht zu.

Sie will, dass wir in Panik geraten. Das hat sie 2019 zum Abschluss der UN Klimakonferenz gesagt. Da muss ich ihr widersprechen. Wenn ich ihren Einsatz auch sonst sehr schätze und sie durchaus bewundere. Aber in diesem Punkt liegt sie falsch. Ich hoffe, das Gegenteil wird der Fall sein. Ich hoffe wir werden nicht in Panik geraten. Nicht weil es keinen Grund dafür gäbe. Ich denke die Lage ist ernst, genauso dramatisch wie es Greta Thunberg und ihre Bewegung beschreibt. Aber Panik ist die falsche Reaktion darauf. Gerade in Krisenzeiten finde ich es wichtig, ja unabdingbar, einen kühlen Kopf zu bewahren. Gezielt zu handeln, sich nicht von Emotionen leiten zu lassen. Panik ist ein schlechter Ratgeber.

Vor allem, weil die Klimakrise nicht durch Impfung oder Abstandhalten besiegt werden kann. Was ja schon schwer genug ist. Sie ist langwieriger, sie ist umfassender. Wir können uns ihr nicht entziehen. Wenn wir den Klimawandel ausbremsen wollen, dann wird sich unser Leben tiefgreifend verändern. Dann werden viele Selbstverständlichkeiten verloren gehen. Dann wird unser Alltag ganz anders aussehen müssen und aussehen.

Und Panik können wir dafür nicht gebrauchen. Panik schränkt unser Denken und Handeln ein und wir verlieren den Überblick. Das kann niemand ernsthaft wollen.

Menschen ertrinken, Häuser werden weggespült, Felder und Wälder verdorren. Es stürmt, dass man denkt: die Hölle bricht los. Mich hat besonders die Nachricht erschreckt, dass ein Tornado in Tschechien gewütet hat. Das sind Nachrichten, die kamen bisher immer vom anderen Ende der Welt. Jetzt gehen sie uns an. Wenn wir auch so vieles schon so lange über das Klima wissen. Es zu spüren ist noch einmal was anderes. Das ist alles erschreckend. Das macht Angst und Panik.

Ich hoffe aber, dass die Panik uns nicht beherrschen wird. Ich hoffe, wir werden besonnen der großen Krise begegnen. Ruhig auf sie reagieren. Solidarisch und gemeinsam. Ohne Panik. Sondern mit Ruhe. Ruhe, auch wenn die Zeit knapp ist. Diese Ruhe nenne ich auch Gottvertrauen. Nicht in dem Sinn, dass der liebe Gott uns alle retten wird, dass er das CO2 aus der Atmosphäre saugt oder ähnliches. Ich erwarte keine Wunder. Nein, ich glaube, dass wir die Kraft haben das Ruder noch herumzureißen. Weil das Leben auf diesem Planeten, weil unser Leben hier, (von ihm) gewollt ist

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