Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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24AUG2021
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Wir können nicht die ganze Welt retten. Wir können nicht alle Flüchtlinge aufnehmen. Wir können nicht alleine das Klima schützen. Außerdem müssen wir erst mal die Pandemie und die Hochwasserfolgen bewältigen

Solche Sätze klingen vernünftig, geradezu selbstverständlich. Trotzdem halte ich sie für fragwürdig. Es könnte nämlich sein, dass wir nicht nur vernünftig sind, sondern uns schwächer machen, als wir sind.

Die Caritas hat ausgerechnet: Mit 200 € monatlich können zehn Familien in Asien ernährt werden. Das bedeutet: Wenn alle Menschen in Deutschland, die über eine gute, feste Anstellung verfügen, etwa 200 € im Monat abgeben, reicht das um ganz Indien zu ernähren.

Natürlich ist das nur ein Rechenbeispiel. Indien braucht Gerechtigkeit und faire Handelsbeziehungen, nicht Almosen aus Deutschland. Und 200 € sind eine Menge Geld, nicht jeder kann die monatlich abzweigen. Aber das Rechenbeispiel zeigt auch: Tatsächlich liegt eine ungeheure Kraft in unsren Händen. Wir haben die Möglichkeit wirklich Großes zu bewegen. Das hat sich auch in der Pandemie gezeigt, als kurzfristig Milliarden bereit gestellt wurden.
Ich wünsche mir, dass wir uns dieser Stärke bewusst sind. Dass wir nicht vor der Größe der Probleme kapitulieren, bevor wir ernsthaft unsere Möglichkeiten geprüft haben.
Natürlich erscheint vieles unmöglich, bevor es das erste mal umgesetzt wird. Religiöse Menschen könnten hier vorangehen. Jesus wird gefragt, ob er der Messias sei. Als Antwort schildert er, was durch ihn anders geworden ist: Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Armen wird die frohe Botschaft verkündet und Tote stehen auf. Er macht anscheinend Unmögliches möglich. Blinde sehen, Tote stehen auf – mit solch drastischen Zeichen zeigt Jesus: Mit nichts müssen wir uns abfinden, mit Gottes Hilfe können wir uns auch unglaublichen Herausforderungen stellen. Für Christinnen und Christen kann das eine Ermunterung sein, das Unmögliche für möglich zu halten und zu wagen. Weil sie Selbstvertrauen mit Gottvertrauen verbinden. Und damit könnten sie vorangehen und zeigen, was geht. Auch wenn es zunächst unmöglich scheint.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33737
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