SWR2 Wort zum Tag

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20AUG2021
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Das ist eine ganz lebendige Erinnerung aus meiner Kindheit. Samstags waschen wir auf dem großen Parkplatz in der Nähe unserer Wohnung das Auto. Im Radio läuft die Sendung Sport und Musik mit den Reportagen der Fußballbundesliga. Ich sehe mich und meine Geschwister, wie wir Berge von Schaum produzieren. Am Schluss war dann das Auto sauber und wir klatschnass.

Heute geht das nicht mehr. Waschen auf öffentlichen Plätzen ist nicht erlaubt. Und mit Seife schon mal gar nicht. Was auch gut ist. So kommen Öl und Benzin nicht in die Kanalisation.

Geblieben aber ist diese Erinnerung: Dass wir das Nützliche, das Autowaschen, mit dem Spaß verbinden konnten; dem Einseifen, dem Sich-Bewerfen mit dem Schwamm, dem gegenseitigen Nassspritzen mit dem Wasserschlauch. Es war, gerade im Hochsommer, erfrischend. War keine Arbeit, sondern pures Vergnügen.

Wenn ich heute lästige aber notwendige Arbeiten zu erledigen habe, dann denke ich manchmal an dieses Bild zurück. Die Erfahrung, dass Arbeit und Spaß zusammen kommen können. Ich mache mir dann selbst Vorschläge, was ich mache, wenn die Arbeit vorbei ist, suche nach etwas, mit dem ich mich belohnen kann: Gutes Lakritz kaufen, eine Runde Spazieren, einen Film gucken, meinen Bruder anrufen. Lauter Dinge, die Spaß machen und die Arbeit ergänzen.

Letztlich geht es dabei um nichts anderes, als die Balance im Leben. Ich weiß, dass manche Arbeiten nötig sind, getan werden müssen. Und dass sie nicht unbedingt Vergnügen machen. Zugleich weiß ich aber auch, dass das Leben zum Glück nicht nur aus solchen Arbeiten besteht. Sicher, am besten wäre es, wenn alles auch noch Spaß machen würde. Das ist zwar nicht so. Aber ich kann mir überlegen, wie ich beides zusammenbringe. Die Arbeit und das Vergnügen. Und kann so Balance in mein Leben bringen.

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