SWR2 Wort zum Tag

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18AUG2021
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„Einfach da sein.“ So beschreibt ein Seelsorger seine Aufgabe in einem Zeitungsartikel. Es geht darum, wie die Folgen der Flut im Westen Deutschlands bewältigt werden. Tausende helfen, spenden und bauen wieder auf. Und dann gibt’s auch noch Menschen, die einfach nur da sind. Wie eben der Seelsorger. Klar, der packt auch mit an. Aber wenn Menschen nicht mehr können, wenn sie andere Menschen verloren haben, wenn sie ohne alles da stehen, dann braucht es nicht nur die Macherinnen und Macher. Es braucht auch Menschen, die einfach nur da sind. Die in den Arm nehmen. Die der Angst, der Wut, der Trauer Raum geben.

Einfach da sein. Das klingt nach wenig. Aber ich erlebe das auch in viel weniger existentiellen Situationen: dass es gut tut, wenn jemand da ist. Ohne Aufgabe, ohne Zweck, einfach nur da ist. Jemand, der keine Lösungen an der Hand hat, jemand, der nicht schnelle Antworten auf Fragen sucht. Sondern jemand, der begleitet, all das mit aushält, was man im Moment durchmacht.

Da geht es um Seelsorge im Sinn des Wortes. Um die Sorge für die Seele, für das Herz, für die Mitte des Menschen. Das kommt oft zu kurz. Gerade dann, wenn konkret was zu tun ist. Aber ist genauso wichtig. Damit Menschen leben und weiterleben können.

Einfach da sein, das heißt vor allem: Zuhören. Denn wir Menschen können Erfahrungen am besten erfassen, vielleicht sogar bewältigen, wenn wir erzählen dürfen. Den Schock in Worte fassen und so langsam begreifen, was passiert ist. Das ist gerade dann wichtig, wenn gar nichts mehr zu retten ist.

Wenn mir Schlimmes passiert ist, dann hilft das Erzählen und Zuhören, wieder nach vorne zu schauen. Eine Perspektive zu gewinnen. Dabei helfen Menschen, die einfach nur das sind und sich Zeit nehmen. Zeit für mich und meine Not.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33718
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