SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

11AUG2021
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„Hast du gut geschlafen?“ – vielleicht fragt Sie das morgens manchmal auch ein lieber Mensch. „Ja, gut!“ – lautet zumindest die erwartete  Standardantwort. Wer sagt schon: „Oh, heute richtig mies, ich lag die ganze Nacht wach!“ Ich habe für mich festgestellt, dass ich vor allem dann schlecht geschlafen und nachts wach gelegen habe, wenn ich meine Sorgen vom Tag nicht vor dem Zubettgehen richtig sortiert und abgelegt habe. 

Mir tut es darum gut, wenn ich den Fragen, Problemen und Sorgen tagsüber schon bewusst Aufmerksamkeit schenke, anstatt sie unbewusst mit durch den Tag – und dann auch noch durch die Nacht – zu schleppen. Sorgen und Probleme gehören nun einmal zum Leben dazu und werden nicht weniger, wenn ich sie verdränge oder zur Seite schiebe. Darum frage ich gerne, bevor ich das Büro verlasse: „Ist noch etwas offen geblieben, was zu klären ist?“ Und wenn noch etwas offen ist, dann wird es entweder schnell geklärt oder wird auf einem Zettel notiert und dann, wenn es dran ist, sorgfältig betrachtet.

Auch in der Familie machen wir das so. Am Abendbrottisch reden wir gern darüber, was uns der Tag an großen und kleinen Dingen gebracht hat. Da gab es einen Streit in der Schule, da ging es am Nachmittag mit den Freunden wild her. So kann jeder einmal seine Luft ablassen – und manchmal lachen wir bei näherer Betrachtung auch darüber, was war. Da wurde aus einer Mücke ein Elefant, den wir gemeinsam wieder zu einer Mücke machen konnten. Und manchmal gehe ich den Tag auch ganz bewusst mit mir alleine noch einmal durch, weil ich meine Familie auch nicht unnötig belasten möchte.

Dabei werfe ich manche Dinge auch Gott vor die Füße. Vielleicht kann er ja einmal einen Blick darauf werfen, wo etwas für mich festgefahren scheint. Im Grunde folge ich damit sogar einer Einladung der Bibel. Dort steht nämlich: „Werft all eure Sorge auf Gott, denn er kümmert sich um euch.“ (1. Petr. 5,7) Oder ich spreche mit Gott und rufe ihm zu: „Hör‘ mal. Das ist jetzt einfach eine Nummer zu groß für mich. Aber Dir, Dir traue ich zu, dass du da etwas bewegen kannst.“  Und mit diesem Gefühl schläft es sich gleich ganz anders - und ich bin gespannt, was für Perspektiven mir der neue Tag auf das, was so groß und unlösbar schien, dann schenken wird. 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33702
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