SWR4 Abendgedanken

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09AUG2021
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Vor 76 Jahren wurde eine Atombombe über der japanischen Stadt Hiroschima abgeworfen. Vielleicht haben Sie am Wochenende davon gehört. Jahr für Jahr findet dort nun eine Gedenkzeremonie statt. Überlebende, die damals kleine Kinder gewesen sind, nehmen noch heute daran teil. Das bewegt mich ungeheuerlich. Wussten Sie, dass drei Tage später, also heute vor 76 Jahren, eine weitere Atombombe über der Stadt Nagasaki abgeworfen wurde? Schon als Schülerin habe ich mich gefragt, wieso noch eine zweite Stadt zerstört werden musste. Durch Luftaufnahmen war doch klar, dass Hiroschima beinah komplett zerstört gewesen ist und dabei enorm viele Menschen sofort gestorben sind. Die Geschichtsschreibung gibt als Antwort: Der japanische Kaiser hatte nach dem ersten Abwurf nicht sofort kapituliert, darum folgte ein zweiter Abwurf. Die eine Seite wollte nicht nachgeben, die andere eine förmliche Aufgabe erzwingen. Es ging allein um Macht.

10 Jahre nach dem Atombombenabwurf wurde in Nagasaki ein Friedenspark errichtet. Der ganze Park ist darauf ausgerichtet, dieses schreckliche Ereignis zu bewältigen. Im Park stehen eine buddhistische Statue, eine katholische Kathedrale und ein Atombomben-Museum. Außerdem gibt es in dem Park eine Sammlung von Skulpturen, die aus der ganzen Welt stammen. Sie alle sind ein Zeichen dafür, dass solch eine menschengemachte Katastrophe nie wieder geschehen darf. Weder in Nagasaki noch an einem anderen Ort dieser Welt. Nichts rechtfertigt den Einsatz einer so schrecklichen und zerstörerischen Waffe.

Ein Leben in Frieden ist etwas unendlich Kostbares, finde ich. Das sollten wir uns immer wieder bewusst machen. Es ist ein Geschenk, dass wir in unserem Land in Frieden leben und es liegt an einem jeden von uns, dass es weiter so bleibt. „Suche Frieden und jage ihm nach!“ heißt es in einem Psalmwort. (Ps. 34,15) „Dem Frieden nachzujagen“ gefällt mir. Ihn nicht als selbstverständlich anzusehen. Dazu möchte ich meinen Teil beitragen: Zu Hause, in der Familie, in meiner Umgebung, in unserem Miteinander vor Ort. Denn bei aller unterschiedlichen Sicht auf die Welt – bei aller Meinungsverschiedenheit und Streit, schulden wir der kommenden Generation, dass wir unsere Schöpfung vor hausgemachten Katastrophen bewahren und uns für ein Miteinander aller Menschen einsetzen. 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33700
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