Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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29JUL2021
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Es ist der 29. Juli 1981. In der Londoner St Paul’s Cathedral heiraten Lady Diana Spencer und Prinz Charles. Ein Medienereignis. Angeblich verfolgten damals etwa 750 Millionen Zuschauer die Zeremonie. Und wohl auf jedem Kanal wird heute an diese Hochzeit erinnert.

Ich verfolge die Geschichten dieser und anderer Königsfamilien nur nebenbei. Und ich kann mir kaum vorstellen, wie ihr Leben so ist. Immer unter Beobachtung, immer verfolgt von Medien, immer im Fokus der Öffentlichkeit. Aus der Distanz heraus kann ich sagen: Zum Glück muss ich so ein Leben nicht leben.

Aber ich erlebe auch: Bei all dem Hype um die Hochzeit vor vierzig Jahren gerät doch in den Hintergrund, dass es sich auch bei den beiden, Diana und Charles, um Menschen handelt. Klar, die beiden stehen für das englische Königshaus. Und viele sahen in ihnen das kommende Königspaar. Aber es waren doch auch, selbst an diesem großen Tag, Menschen. Menschen, die vielleicht ihre Pflicht tun oder Träume haben, die sich freuen und Tränen vergießen. Menschen, die sich etwas von ihrem Leben erhoffen und Pläne schmieden. Menschen, wie viele andere auch.

Sicher: die Distanz zwischen diesem Paar und den meisten anderen Menschen ist enorm. Und doch teilen wir alle miteinander unser Menschsein. Und da erlebe ich fast jeden Tag, wie mich dieses Menschsein fordert. Im Beruf, in der Familie, beim Einkaufen im Supermarkt und wenn ich Fahrrad fahre. Ich treffe Entscheidungen und muss mich rechtfertigen, ich handle auch falsch und muss das wieder geraderücken. Das Leben fordert mich heraus. Ganz egal, wer ich bin oder wen ich heirate. Ich muss diese Herausforderung annehmen. Kann hoffen, dass mir das gelingt. Und muss manchmal auch mit einem Scheitern leben. Das verbindet mich mit allen Menschen. Auch mit Thronanwärtern und ihren Familien.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33653
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