Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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27AUG2021
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Gleich am Anfang beschreibt unsere Parascha ein Erntedank-Fest. Sie schildert uns, wie im Heiligtum die ersten Feldfrüchte dargebracht werden. Wobei der jüdische Landwirt seine erste Ernte nicht einfach nur wortlos vor den Altar legen soll. Vielmehr soll er dazu eine öffentliche Erklärung abgeben, die da lautet: „Ich tue heute dem Herrn kund, dass ich in das Land gekommen bin, das der Herr unseren Vätern zugeschworen und uns gegeben hat… (5.B.M. 26:3) Was geheiligt ist, habe ich aus meinem Hause geschafft und es dem Leviten gegeben, dem Fremdling, dem Waisen und der Witwe. Nach Deinem Gebot, das du mir geboten hast. Ich habe Deine Gebote weder übergangen, noch vergessen.“ (5.B.M.26:13)

Ihnen wird aufgefallen sein, dass hier der Levite erwähnt wird, der Fremdling, der Waise und die Witwe. Dies will uns den sozialen Auftrag des Erntedank-Festes vor Augen führen. Wenn der Landwirt des Heiligen Landes seine Felder, die G-tt ihm geschenkt hat, aberntet, so soll es für ihn selbstverständlich sein, die Leviten, die Fremden, die Waisen und die Witwen an seiner Ernte teilhaben zu lassen. Denn die Leviten als Tempel-Diener besitzen kein Land. Ebenso wenig der Fremde, also der Ausländer oder der Asylant. Und dass Waisen und Witwen die Unterstützung der Gesellschaft und Allgemeinheit brauchen, versteht sich von selbst. Daher steht ihnen ein Anteil an jeder Ernte zu. Ja, unsere Tora ist auch ein Sozialgesetzbuch.

Unsere Tora warnt uns immer wieder davor, Wehrlose auszunützen und sie verpflichtet uns dazu, Bedürftigen und Schwächeren zu helfen. Deswegen erwähnt sie so oft die Armen, die Witwen und die Waisen. Denn an Menschen, die Unterstützung brauchen, wird es nie mangeln.

Insbesondere am Ende des Fünften Mosebuches kämpft unsere Tora gegen jedes kollektive Vergessen. Dazu gehört, dass wir niemals versäumen dürfen, unseren Kindern die Geschichte unseres Volkes zu erzählen. Denn nur wer sich erinnert, nur wer weiß, woher er kommt, kann eine Vorstellung davon haben, wohin er geht.  

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33641
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