Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Ostern, Auferstehung. Immer noch komme ich mit diesem Fest nicht zu Rande. Dass ein Mensch tot ist und dann wieder quicklebendig aus seinem Grab steigt, das will einfach nicht in meinen Kopf. Und: Warum braucht der christliche Glaube überhaupt die Auferstehung? Ein himmlischer Wink hätte doch genügt. Es hätte doch gereicht, wenn Gott gesagt hätte: Jesus ist zwar gekreuzigt worden, aber ich halte zu ihm, auch in seinem Tod. Wir müssten uns nicht über die Auferstehung den Kopf zerbrechen – und trotzdem wäre klar gewesen: Gott steht den Menschen bei.
Der Apostel Paulus hält dagegen. Er schreibt: „Ist aber Christus nicht auferweckt worden, dann ist unsere Verkündigung leer und euer Glaube sinnlos.“ (1 Kor 15,14). Starker Tobak. Warum braucht der christliche Glaube die Auferstehung?
Jesus erzählt von einem Gott, der alle Menschen annimmt. Und sein Leben ist die Geschichte eines tatsächlich heruntergekommenen Gottes. Denn dieser Jesus kommt in einem zugigen Stall zur Welt, am Rand der Gesellschaft. Er plaudert mit Tagelöhnern, trifft sich mit den Verlierern und Ausgegrenzten. Lädt sich bei den Menschen zum Essen ein, um die viele einen großen Bogen machen. Jesus lebt seinen Glauben vor, seinen Glauben an einen Gott, der sich Gerechtigkeit auf seine Fahnen schreibt.
Der Tod Jesu widerlegt auf den ersten Blick dieses Gottesbild. Denn was ist das für ein Gott, der sich angeblich für den Menschen einsetzt, aber nicht verhindert, dass jemand brutal hingerichtet wird? Was ist das für ein Gott, der vor Macht und Willkür klein beigibt? Was ist das für ein Gott, der sich der Gewalt beugt?
Der Glaube stellt diesen Fragen nur einen Satz entgegen. Er lautet: Jesus wurde auferweckt. Dieser Satz macht die Botschaft Jesu lebendig, macht sie glaubwürdig. Erst die Auferstehung zeigt, dass sich Gott nicht aus dem Staub macht, als Jesus stirbt. Erst Ostern zeigt, dass Jesus Recht hatte. Dass sein Gott tatsächlich auf der Seite der Unterdrückten und Vergewaltigten steht. Auferstehung heißt: Gott lässt den Menschen nicht im Stich, nicht einfach so ‚verrecken’. Er steht ihm bei, lässt ihn aufstehen, aufrecht gehen, macht ihn lebendig – über jeden Tod hinaus.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=3364
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