Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

27JUL2021
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Irgendwo auf seinem Weg zwischen Beerscheba und Haran holt ihn die Dunkelheit ein. Er macht sich draußen ein Lager und schläft todmüde ein. Im Traum sieht er eine Leiter, die vom Boden bis in den Himmel hinein reicht. Engel steigen auf und ab auf dieser Leiter. Von oben spricht Gott ihn an. “Jakob, das Land, auf dem Du liegst, wird Dir gehören. Und Du wirst viele Nachkommen haben. Ich, Dein Gott, werde Dich immer beschützen.“ Jakob ist erstaunt, dass Gott für ihn da ist. Schließlich ist er auf der Flucht gewesen, weil er seinen Vater und seinen Bruder betrogen hatte.

Dieser Traum, der lässt Jakob auch nicht los, als er aufwacht. Er erschauert. Und sagt sich: Hier ist Gott, und ich habe das nicht gewusst. Für Jakob steht außer Frage: Gott kann sich uns auch durch Träume mitteilen. Nie würde er auf die Idee kommen, zu sagen: Das war doch bloß ein x-beliebiger Traum.

Träume haben eine besondere Würde. Sie können mit ihrer Energie mein Leben verändern. Sie können mir Hoffnung und Zuversicht für meinen weiteren Weg schenken.

Die Geschichte von Jakob und seinem Traum, sie ist schon tausende Jahre alt und in der Bibel aufgeschrieben. Es ist Gott selbst, der die Entfernung zu uns überbrückt. Uns auf diese Weise berührt. Uns nahe kommt.

Eine wunderbare Geschichte. Auch ich habe immer wieder das Gefühl, dass Gott mich berührt. Nicht in einem so großen Traum. Aber wenn ich Gewissheit spüre für meinen Weg und überzeugt Ja sagen kann. Und ja: Ich habe mich berühren lassen.

Weil Gott mich berührt hat, habe ich mich entschieden, mich an ihm fest zu machen. Angefangen als Kind im Religionsunterricht, im Gottesdienst als Messdiener, bis hin zu meiner Entscheidung, Priester zu werden.

Sich fest machen, das ist eines der hebräischen Ur-Worte, die wir in unserer deutschen Sprache mit „glauben“ übersetzen. Ich habe es in meinem Leben nie bereut, mich an Gott fest gemacht zu haben. Jeden Tag spüre ich. dass ich einen festen Halt im Auf und Ab des Lebens habe. Dieser Halt ist eine Geborgenheit, eine feste innere Gewissheit. Ich bin Priester geworden. Und ich bin es gerne. Jeden Tag.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33605
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