SWR4 Abendgedanken

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27JUL2021
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Fußball ist ein fairer Sport. Oder er sollte es zumindest sein. Und zwar nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz, nicht nur bei den Spielern auf dem Feld, sondern auch bei den Fans. Auch sie sollten fair bleiben - auch gegenüber ihrer eigenen Lieblingsmannschaft.

Deswegen habe ich mich so über einige Fans aufgeregt, die nach dem Finale den englischen Nationalspieler Marcus Rashford rassistisch beschimpft haben. Das alles, weil er einen Elfmeter verschossen hat. Ich weiß, wie enttäuscht die englischen Fans gewesen sind. Und ich verstehe das auch. Ich hätte es auch noch verstanden, wenn sie sich über die schlechte Technik des jungen Nationalspielers aufgeregt hätten. Aber manche Fans haben Marcus Rashford persönlich angegriffen und ihn wegen seiner Hautfarbe runtergemacht. Da hört mein Verständnis auf.

Marcus Rashford selbst hat gesagt: „Ich kann mir Kritik an meiner Leistung den ganzen Tag anhören, mein Elfmeter war nicht gut genug, er hätte reingehen sollen, aber ich werde mich niemals dafür entschuldigen, wer ich bin und wo ich herkomme.“

Ich stimme ihm zu. Vor allem dem letzten Teil seiner Aussage. Genau das ist es, was meinen Glauben ausmacht:  Niemand muss sich für seine Herkunft oder seine Kultur entschuldigen. Gott hat uns alle nach seinem Bilde gemacht. Entschuldigen muss man sich höchstens für das, wo einem Fehler unterlaufen: Die eine vergisst den Geburtstag ihres Mannes, ein anderer kommt immer zu spät - und hier hat ein Fußballer das Tor nicht getroffen. Klar, das sind Fehler - Fehler machen wir alle.

Folgendes ist für mich grundlegend für unser Menschsein: In uns allen steckt etwas, dass uns einander gleich sein lässt. Nämlich, dass wir alle Gottes Ebenbilder sind. Egal, ob wir Elfmeter verwandeln oder nicht, ob wir immer pünktlich sind oder auch mal zu spät kommen. Egal ist auch, aus welchen Land wir kommen, was wir auf dem Konto haben oder wie wir aussehen. Wichtig ist, dass wir uns fair verhalten.

Marcus Rashford hat nicht vergessen, dass er aus ärmlichen Verhältnissen kommt. Deswegen kümmert er sich um bedürftige Kinder in Großbritannien. Er weiß, was zählt und dass wir alle die Welt ein wenig besser machen können – als Menschen nach Gottes Bild. Als Menschen, die so leben, wie Gott es sich vorgestellt hat. Fair, nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33594
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