SWR3 Gedanken

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22JUL2021
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Marlene Engelhorn hat zu viel Geld. Die Wienerin hat von ihrer Großmutter einen zweistelligen Millionenbetrag geerbt. Den will sie aber zum Großteil wieder loswerden. Sie möchte von ihrem Erbe 90% spenden oder verschenken. Sie sagt: „Das ist eine Frage der Fairness. Ich habe nichts getan für dieses Erbe. Das ist pures Glück im Geburtslotto und reiner Zufall.“

Ich finde das stark. Marlene Engelhorn macht darauf aufmerksam, dass die Schere zwischen arm und reich immer weiter auseinandergeht und dass es pures Glück ist, ob man auf der einen oder auf der anderen Seite steht.

Da läuft mächtig was schief. Und auf Dauer ist das für unsere Gesellschaft gefährlich, wenn ein paar wenige so viel haben und so viele so wenig.

Deshalb feiere ich alles, was diese Hamstermentalität irgendwie aufbricht. Es gibt viele kleine Initiativen, die das im Blick haben und sich für mehr Gerechtigkeit einsetzen. Nachbarschaftshilfen zum Beispiel. Da geben Leute etwas her, was andere gerade brauchen. Und sei es nur einen Akkuschrauber oder zwei Stunden Zeit zum Babysitten. Oder die Aktion „Iss eins, zahle zwei“ in einer Kneipe in Freiburg. Da kann ich ein Essen bestellen, aber zwei zahlen, und das können dann Leute kostenlos bestellen, die finanziell nicht so gut dastehen.

Klar, für die großen Ungerechtigkeiten ist immer noch die Politik zuständig bzw. ich selbst mit meinem Kreuz bei der Bundestagswahl. Selbst Marlene Engelhorns Aktion ist da nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber jede noch so kleine Idee für mehr Gerechtigkeit ist es wert, dran zu bleiben. Damit sich die Schere wieder schließt: Denn das lohnt sich für alle.

 

Quelle: https://www.derstandard.at/story/2000126792517/millionenerbin-marlene-engelhorn-besteuert-mich-endlic

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33557
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