SWR3 Gedanken

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19JUL2021
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Kaum ist die EM rum, geht es schon wieder auf eine Meisterschaft zu. Nächstes Jahr im Sommer steigt in Katar die Männer-Fußball-Weltmeisterschaft. Dafür hat der kleine Golfstaat in den vergangenen Jahren riesige Fußball-Tempel aus dem Boden gestampft. Acht nigelnagelneue Stadien hat Katar zum Teil mitten in der Wüste bauen lassen. Und zwar von tausenden Arbeitern aus Indien und Bangladesch.

Viele davon sind keine „Gast-“arbeiter, sondern „Zwangs-“arbeiter. Sie schuften unter lebensgefährlichen Bedingungen für einen Hungerlohn, damit sie und ihre Familien in den Heimatländern über die Runden kommen. Mehr als 6000 Arbeiter sollen schon bei Unfällen auf den Baustellen ums Leben gekommen sein.

In der Bibel gibt es auch eine Geschichte von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern. Die mussten in Ägypten schuften. Aber Gott sieht, wie sie sich abmühen. Und das gefällt ihm gar nicht. Gott sagt: „Ich habe das Elend […] gesehen und ihre laute Klage habe ich gehört. Ich kenne ihr Leid. Ich will sie hinausführen in ein schönes, weites Land.“ Eins ist klar: In Sachen Zwangsarbeit ist Gott parteiisch. Er steht auf der Seite derjenigen, die Lehmziegel stampfen – oder heute Beton anrühren müssen.

Ich weiß, den Arbeitern in Katar hilft das wenig. Aber mich rüttelt die Geschichte auf. Sklaverei ist nicht von gestern, die gibt es heute immer noch. Gegen die Stadien in Katar kann ich nichts mehr machen, aber gegen andere Sachen schon. Ich kann Billig-Klamotten boykottieren oder mal nachfragen, ob in dem Handy, das ich mir anschaffen möchte, Sklavenarbeit drinsteckt. Das erhöht den Druck auf die Unternehmen, damit die auch genauer hinsehen, wie ihre Produkte produziert werden. Wenn das einige Leute machen, dann sind wir ein kleines Stück weiter in Richtung einer Welt ohne Sklaverei.

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