SWR3 Gedanken

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14JUL2021
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Eine Gruppe Männer steht um mein kleines Auto. Ich war im Impfzentrum, gehe zum Parkplatz. Einer der Männer baut sich vor mir auf: „Ist das ihr Auto?“ „Ja?“ antworte ich. „Kommen Sie jetzt von so weit her, um sich bei uns impfen zu lassen???“ fragt er mich. Leider bin ich in solchen Momenten weder gewitzt noch schlagfertig noch sonst was, ich antworte lediglich etwas schwach: „Ähhh, ich wohne hier?“ „Na“, sagt der Mann, „das müssen Sie verstehen, es sind zu viele Autokennzeichen hier vor unserem Impfzentrum, die von weit weg sind…“ Ich murmle etwas Unverständliches, steige schnell ins Auto und nichts wie weg.

Auf dem Nachhauseweg denke ich, es kann nicht wahr sein, dieser Impfneid. Gönnen wir anderen Menschen nichts aus Angst, man kommt zu kurz? Oder steht hinter diesem Neid das Gefühl, hier geht es nicht gerecht zu?

Aber es geht doch nie ganz gerecht zu. Wir sehen oft nur die, die es besser haben als wir, aber nicht die, denen es schlechter geht.

Deshalb hat Jesus gesagt: „Nehmt einander an.“ Nehmt einander an, so wie ihr seid. Mit euren Schwächen und Stärken, euren Ängsten, eurem Mut! Und gönnt einander etwas.
Und was noch hilft, ist der Blick auf das Gute. Dankbarkeit!

Ich finde, wir haben so viel Grund für Dankbarkeit: Vielen, vielen Dank an die Helferinnen und Helfer, an die Krankenpflegerinnen und -pfleger, an die Ärztinnen und Ärzte in „meinem“ Impfzentrum und in allen Impfzentren im Land und darüber hinaus: Danke! Danke, dass wir in einem Land leben, in dem alle medizinisch gut versorgt und -irgendwann – in diesem Jahr geimpft werden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33511
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