Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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14JUL2021
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„Prüft alles und behaltet das Gute.“ (1 Thess 5,21) Auch so ein Satz aus der Bibel, der im alltäglichen Leben manchmal echt tückisch sein kann. Ich bin zum Beispiel als Hobbygärtner eher mäßig begabt, kann mich meistens nur schwer von etwas trennen. Und nachdem meine Himbeersträucher im letzten Jahr ganz viel getragen haben, hab ich sie einfach stehen gelassen. Sie haben zwar neue Blätter und Blüten ausgetrieben, aber jetzt geht ihnen die Kraft aus. Die Himbeeren, die sie in diesem Jahr bringen, sind klein und mickrig. Ich lerne also: Ich hätte die alten Zweige im Herbst besser abschneiden sollen. Platz machen für die frischen, jungen Triebe, die schon da waren und in die die Pflanze dann ihre ganze Kraft stecken kann.

Alles prüfen und das Gute behalten? Das ist oft leichter gesagt als getan. Denn es setzt voraus, dass ich einen klaren Kompass habe. Dass ich überhaupt weiß, was denn das Gute ist. Und im Gegenzug heißt das auch, dass ich bereit sein muss, mich zu trennen. Von dem, was eben nicht so gut ist, was blockiert, hindert, vielleicht sogar schädlich für mich ist. Von einer ungesunden Lebensweise zum Beispiel. Einem Job, der mich auslaugt und mir die Lebensfreude nimmt. Ja, im äußersten Fall könnte es heißen, mich von Menschen zu trennen. Sofern es nicht überstürzt aus einer Laune, einer Verärgerung oder einer Schwärmerei heraus geschieht. Sondern nach langer, reiflicher Prüfung. Wichtig bleibt, ob es wirklich dem Leben dient. Meinem eigenen und dem des anderen.

So, wie bei den Himbeersträuchern im Garten. Bei denen ich mich auch von etwas trennen muss, damit die Pflanze ihre Kraft behält. Was ist das Gute? Die Frage stellt sich im Leben immer wieder.

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