Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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09JUL2021
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Schau Dir mal Deine Sorgen an. Und wirf sie in Meer! Eine geistliche Begleiterin in England hatte mir das als Aufgabe gegeben. Ich sollte meine Sorgen, die ich damals hatte, anschauen. Einen Stein für jede Sorge, hatte sie gesagt, und dann weit weg ins Meer damit. Eine schöne Vorstellung. Sehr praktisch und sehr befreiend!

Ich bin damals in der Nähe vom Meer gewesen und konnte das tun. Eine heilsame Natur– die Weite, der Horizont, das Licht, der Wind, all die Wellen und ich kleiner Mensch am riesigen Meer. Und so habe ich Steine gezählt – natürlich nicht alle an diesem Steinstrand in England. Aber ich habe die gezählt, die ich ins Meer werfen wollte: Einen für jede Sorge. Und in jenem Sommer waren es einige Sorgen. So waren es auch eine ganze Menge Steine. Ich warf und warf. Mir hat das damals unglaublich gut getan. Nicht, dass nach der Zeit am Meer alle Probleme gelöst waren. Aber ich konnte neu drauf schauen. Manche Sorge fühlte sich leichter an, und ich habe etwas wiedergefunden, was ich im Steinehaufen der Sorgen fast verloren hatte: Das Vertrauen, dass ich in all den Sorgen nicht untergehe. Ein Vertrauen auf Gott, der mir beisteht, auf eine Liebe, die Sorgen erleichtern kann, und ein Vertrauen in mich selber, dass ich mich durch Glauben, Hoffnung und Liebe auch tragen lassen kann. In der Bibel heißt es von Jesus:  All Eure Sorgen werft auf ihn, denn er sorgt für Euch. Da spricht ein riesiges Vertrauen daraus. Sorgen auf ihn werfen, nicht als Steine, aber als Gedanken, Lasten, Fragen – ich kann sie Jesus anvertrauen und erfahren: meine Sorgen finden einen Ort und ich komme innerlich zur Ruhe. Manchmal wenigstens. Sorgen können viele sein wie Sand oder Steine am Meer. Aber eins kann helfen – zu erfahren: Das Meer ist größer. Gottes Liebe ist größer. Und es gibt keine Sorge, die zu groß wäre, sie Gott anzuvertrauen und als Last ins Meer zu werfen. Der Rat meiner Begleiterin damals war goldrichtig. Und ich will ihn nicht vergessen. Wer weiß, ob nicht bald auch ein Fluss oder ein See mich dazu einlädt, eine Sorge bildlich weit wegzuwerfen und Gott anzuvertrauen.

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