Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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08JUL2021
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„Ich habe mein ganzes Leben umgekrempelt!“ Ich staune nicht schlecht, denn das sagt mir eine 81-jährige Frau. Sie erzählt weiter: „Für mich ist Autonomie alles gewesen. Ich will es immer selber schaffen. Ich habe es die ganze Zeit total abgelehnt mit diesem Ding, mit diesem Rollator. Wie alt man dann wirkt! Dann bin ich in mich gegangen. Und habe mir gedacht – warum eigentlich? Das haben doch viele… und jetzt bin ich so froh. Das ist mein Lieblingsutensil geworden. Der Rollator und ich, ich hab´s jetzt so viel einfacher und fühle mich auch nicht mehr komisch dabei!“

Kurze Zeit später treffe ich wieder jemanden mit der Botschaft: Schau mal, wie ich mich verändert habe! Das ist ein jüngerer Mann. Der hat beschlossen, vom Auto ganz aufs Fahrrad umzusteigen. Er wohnt stadtnah genug, das zu tun, und ob es jetzt der Umwelt zuliebe ist oder für das Plus an Bewegung, egal. Ich  bin fasziniert, wie so etwas gelingt – mich und mein Leben an einem entscheidenden Punkt zu verändern. Ein passionierter Autofahrer steigt um aufs Fahrrad, eine rüstige Rentnerin freundet sich mit dem Rollator an, den sie nie wollte.  Veränderung ist allerdings nicht leicht, das habe ich schon selber erlebt. Wie oft wollte ich mich verändern, meinen Kalender besser im Griff haben, ordentlicher schreiben oder jeden Morgen Gymnastik machen … Pustekuchen!  Ich bin doch nur ein Mensch, sage ich wie viele andere. Oder wie die Bibel es beschreibt: „Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.“ Veränderung, das ist viel leichter gesagt als getan.  Was hat den beiden geholfen, es trotzdem zu schaffen?   Sie haben sich beide Gedanken darüber gemacht, was sie alles gewinnen, wenn sie die alten Gewohnheiten aufgeben. Was alles besser wird durch die Veränderung. Eine ganze Menge. Das immer wieder zu bedenken, auch mit dem Körper zu fühlen, so wie die beiden, das hilft. Spüren, wie gut manche Veränderung sein kann und auch Gott zu bitten, dass er mir Kraft schenkt für Veränderung! Dafür ist es nie zu spät, selbst mit 81  nicht. Und ich werde nicht eine ganz Andere, sondern eigentlich die, die ich sein kann. Mit kleinen Schritten, vielleicht heute schon.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33465
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