SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

02JUL2021
AnhörenDownload
DruckenAutor*in

„Am Ende zählen die starken Geschichten.“ Dieses kluge Wort hat Steven Spielberg gesagt. Der Regisseur von ET und „Schindlers Liste“. „Am Ende zählen die starken Geschichten.“

Sein Vertrauen in die Lebenskraft von Geschichten kommt - so glaube ich – auch aus Spielbergs jüdischen Wurzeln.

Das Judentum und seine Religion leben aus erzähltem Leben und gelebtem Glauben. Allen voran die Geschichte von der Befreiung aus der Sklaverei mit Mose als Leader. Oder auch die großen Familiengeschichten von Abraham, Isaak und Jakob.

Wer stattdessen das Judentum als „Verbots- und Staatsreligion“ konnotiert, der hat entweder keine Ahnung oder schlimmer: Er hantiert mit antisemitischen und antijüdischen Ressentiments. Vor kurzem hat ein deutsches Wirtschaftsinstitut das getan in einer großen Zeitungsanzeige: Darauf Annalena Baerbock; dargestellt wie der biblische Mose mit zwei Gesetzestafeln in Händen.

Am Ende zählen die starken Geschichten. Die guten, hoffe ich. Ich möchte darum eine kleine, starke Geschichte aus der Hebräischen Bibel in Erinnerung rufen. Die von Jona. Jona wusste, was er tun sollte. Was not-wendig wäre. Er wusste sogar, dieser Ruf des Lebens ist von G_TT und eigentlich unhintergehbar.

Jona sollte den Menschen in Ninive, der Metropole seiner Zeit, deutlich sagen, dass sie ihre Lebensart ins Chaos führen wird.

Aber Jona hat den Ruf des Lebens bewusst ignoriert. Er ist geflohen, hat versucht, Gott zu hintergehen.

Die Novelle in der Bibel erzählt dann aber zuversichtlich weiter. Sie „glaubt“: auf Dauer ist es keine Möglichkeit, dem Gewissen auszuweichen. Wenn man es gehört hat. Sie und ich wissen vermutlich, wir Menschen sind trotzdem dazu in der Lage, Fluchtwege zu leben. Uns Lebenslügen zu basteln, die es erlauben, das Richtige zu meiden. Wider besseres Wissen.

Vermutlich brauchen wir darum starke Geschichten. Die erinnern. Den Ruf des Lebens zu hintergehen, ist eigentlich eine unmögliche Möglichkeit. Eine die krank machen kann. Oder schuldig.

Am Ende zählen die starken Geschichten. Weil sie helfen können - mit Gottes Hilfe - umzukehren auf gute Wege.

Jona, so erzählt die Geschichte aus der Hebräischen Bibel, ist nach Ninive gegangen. Und hat dort erlebt, dass sogar eine ganze Gesellschaft verbesserlich ist. Die Menschen haben gehört, was er sagen musste, sie haben die Zeichen der Zeit erkannt und sich geändert.

Viele Geschichten der Hebräischen Bibel halten uns Menschen für verbesserlich. Und der Gott, von dem sie erzählen, glaubt an uns.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33440
weiterlesen...