SWR4 Abendgedanken

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28JUN2021
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Wir leben in einem freien Land. Ich bin froh, dass das Leben bei uns so bunt und vielfältig sein kann.  Heute am 28.Juni ist „Christopher Street Day“ - ein Tag, an dem es vielerorts besonders bunt wird auf den Straßen. Vielleicht haben auch Sie schon mal die grell-bunten Umzüge von Homosexuellen gesehen, die es heute gibt. Trotz aller Freiheit und Toleranz weiß ich: Diese Umzüge sind nicht jedermanns Sache. Wie da Schwule und Lesben in bunten schrillen Kostümen mit lauter Musik durch die Straßen ziehen, das schreckt manchen ab. Doch es hat es einen sehr ernsten Hintergrund.

Diese schrillen Umzüge gehen auf das Jahr 1969 zurück. In New York in der Christopher Street stürmte die Polizei am 28.Juni eine Schwulenbar und ging dabei mit großer Brutalität vor. Sie verprügelten und misshandelten die friedlichen Leute auf das übelste. Am Tag darauf begannen die Proteste gegen die Diskriminierung von Homosexuellen. Jedes Jahr am 28. Juni fordern nun Menschen weltweit, dass Gewalt und Ungerechtigkeit gegen Homosexuelle aufhört. Gleichzeitig fordern sie Gleichberechtigung und Freiheit für alle Minderheiten in der Gesellschaft.

Trotz aller Proteste besteht das Problem bis heute:  Homosexuelle, Flüchtlinge. Menschen mit dunkler Hautfarbe, einem fremd klingenden Namen oder einer fremden Religion werden oft ungerecht behandelt oder müssen sogar Angst vor Gewalt haben. Längst auch wieder jüdische Mitbürger. Sie werden ausgegrenzt, misstrauisch beobachtet. Sie bekommen keine Wohnung. Menschen, die anders sind, werden auf offener Straße angepöbelt oder sogar geschlagen. Auf jüdische Grabsteine werden Hakenkreuze gemalt. Ich finde, es ist eine Schande, dass so etwa in unserem Land passiert.

Wir nennen uns ein christliches Land. Darum denke ich an das, was Jesus Christus gesagt hat. „Was ihr wollt, dass euch die Menschen tun, das tut ihnen auch.“ (Mt 7,12) Ich finde, das ist ein guter Rat. Keiner möchte ausgegrenzt, angepöbelt, benachteiligt oder beleidigt werden. Ich will das auch nicht. Jeder wünscht sich Respekt. Darum möchte ich die Worte von Jesus ernst nehmen und anderen ebenfalls Respekt entgegenbringen. Auch wenn ich sie oder ihre Art zu leben nicht verstehe.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33429
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