SWR3 Gedanken

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01JUL2021
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Jede Krise entwickelt ihre eigene Sprache. So auch diese Pandemie. Wir haben neue Worte gelernt: Inzidenzzahlen, Osterruhe, Bundesnotbremse, erste bis dritte Welle oder auch, was bei mir besonders hängengeblieben ist: der Begriff der „Dauerwelle“. Die kannte ich bisher nur vom Friseur. Jetzt könnte es der neue Dauerzustand werden – eine Infektionswelle nach der andern, also eine „Dauer-Corona-Welle“.

Neben neuen Worten begleitet uns aber auch (eine ewig alte), eher gegenteilige Frage – die nach der Normalität. Wann wird alles wieder normal? So wie früher, vor der Pandemie? Ich weiß manchmal nicht, ob ich mir das überhaupt wünschen soll. Klar vermisse ich auch manches – so sehr. Aber irgendwie finde ich auch, vieles darf und sollte vielleicht sogar anders werden als früher - nicht normal, sondern eben anders…

Von dem Berliner Sänger und Dichter Max Prosa stammt ein wunderbar poetischer Gedanke. Er lautet:

„Ewiger Trost
Keine Angst, nichts bleibt beim Alten.“

(Max Prosa, Flügel aus Beton, Gedichte 2010-2020, Trabantenverlag Berlin 2021.)

Für mich ist das tatsächlich eine Art ewiger Trost, dass manches eben nicht beim Alten bleibt. Die Unbefangenheit von früher kommt vielleicht nie mehr zurück. Aber es wird was Anderes kommen. Ist schon längst da. Und wer weiß, was daraus alles entstehen kann. Es gibt noch viel zu entdecken. Oder, um es mit einem Wort aus der Bibel zu sagen:  Du, Gott, stellst meine Füße auf weiten Raum. Nichts muss so bleiben wie es ist.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33427
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