Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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30JUN2021
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Seit ein paar Wochen gibt es einen weiteren Grund für mich, weniger oder gar kein Fleisch zu essen: den Kampf gegen Pandemien. Schon länger ist ja klar: weniger Fleisch essen ist gut für die eigene Gesundheit und für das Weltklima. Fürs Wohl der Tiere natürlich auch. Aber dass weniger Fleisch essen auch gut dafür sein soll, künftige Pandemien zu verhindern, das war mir nicht so klar.

Jetzt hab ich vor einiger Zeit in einem Interview mit dem Virologen Christian Drosten gelesen: Auch der große Fleischkonsum der Welt ist mit dafür verantwortlich, dass es weltweite Epidemien gibt wie die Corona-Pandemie. Er erklärt da: „Je dichter und größer die Tier­bestände, desto mehr Chancen, dass ein Virus, wenn es einmal in den Bestand eingetragen wird, explodiert und dabei so mutiert wie Sars-2.“ (vgl. https://www.republik.ch/2021/06/05/herr-drosten-woher-kam-dieses-virus)

In dem Interview macht er klar: Überall, wo Tiere auf engstem Raum gehalten werden, ob in Pelzfarmen oder Mastbetrieben, findet ein Virus optimale Zustände. Und kann dann im schlimmsten Fall auch Menschen befallen.

Mir hat das wieder vor Augen geführt, wie komplex unsere Welt ist und wie alles mit allem zusammenhängt: Tierwohl und Menschenwohl, Klimaschutz und Pandemiebekämpfung. Und es macht mir auch klar: Weil alles so zusammenhängt, kann ich an meinem Platz etwas ändern. Ich bin ein Rädchen in dem großen Getriebe. Und wenn ich etwas anders mache und wenn das viele ebenfalls tun – dann kann sich dieses komplexe System verändern und verbessern.

Ich gestehe: Ich bin sowieso schon seit über zehn Jahren Vegetarierin. Mir ging es am Anfang vor allem um den Hunger in der Welt. Denn auch das ist klar: Der viele Fleischkonsum bei uns nimmt den Menschen anderswo auf dieser Welt Ackerfläche fürs täglich Brot weg. Im Laufe der Jahre sind bei mir immer mehr Gründe dazugekommen, aufs Fleisch zu verzichten. Ich kenne aber auch viele, die einfach weniger Fleisch essen und auf die Herkunft achten.

Ich hab im Laufe der Jahre jedenfalls immer mehr festgestellt, wie unglaublich lecker Gemüse sein kann. Der Kampf gegen künftige Pandemien und gegen den Klimawandel kann sogar richtig genussvoll sein.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33412
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