Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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21JUN2021
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„Wenn Du Gott nicht findest, dann schau tiefer!“ Den Satz habe ich auf der Homepage einer amerikanischen Sängerin gelesen. Nightbirde nennt sie sich – Nachtvogel. Eigentlich heißt Sie Jane Marczewski. Sie steht gerade besonders in der Öffentlichkeit, weil sie in der amerikanischen casting show: america got talent aufgetreten ist. Da hat sie ihre Geschichte erzählt. Jane ist schwer krebskrank. Ihre Überlebenschancen sind minimal. Seit der Diagnose hat sie nicht nur die anstrengenden Therapien überstehen müssen, sondern auch die Trennung von ihrem Mann. Jetzt, mit Anfang dreißig, sagt sie: In der dunkelsten Zeit, als ich auf dem Badezimmerfußboden lag und nicht mehr hochkam – da, ganz unten – da war Gott da.

Ich glaube, das ist bis heute häufig das Problem: wer Gott sucht, der sucht in der falschen Blickrichtung. Vielleicht liegt das daran, dass sich hartnäckig das Gerücht hält Gott sei im Himmel. Also irgendwie oben. Und Menschen, die das sagen, meinen damit oft: Gott ist weit weg. Aber ich glaube: Gott ist gar nicht so auf Abstand aus. Gott sucht Nähe. Und immer wieder machen Menschen die Erfahrung: Gott ist besonders dann nah, wenn das Leben schwer ist und dunkel. Wenn man am Boden liegt. Ganz unten. Und diese Erfahrung machen ja die meisten Menschen einmal in ihrem Leben: In dem Lied, das Nightbirde in der castingshow gesungen hat, heißt es: „Es ist ok, wenn Du Dich verloren fühlst, wir sind alle ein wenig verloren und es ist in Ordnung.“

Ich würde sagen: Es ist in Ordnung, weil Du nicht alleine bist. Weil andere Menschen das auch kennen und weil Gott an Deiner Seite bleibt. Die Sängerin hat aus dieser Erfahrung Kraft geschöpft. Sie ist wieder aufgestanden. Und lebt ihr Leben. Solange es möglich ist. Und sie macht mir Mut mit Ihrer Geschichte. Und auch mit ihren Texten. Auf Ihrer homepage lese ich: „Ihr könnt mich bitter nennen, das ist fair. Ihr könnt mich zu den Wütenden rechnen, zu den Zynikern, den Gekränkten und Verhärteten. Aber zählt mich auch zu den Freundinnen Gottes.“ So eine Freundin Gottes möchte ich auch sein. Und Gott immer weiter suchen – wenn nötig auch ganz unten.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33383
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