Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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15JUN2021
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Im Krieg ist den Machthabern nichts heilig. Auch nicht die Gotteshäuser. Das zeigen die beiden Weltkriege. Für den versprochenen „Endsieg“ müssen auch die Kirchengemeinden Opfer bringen. Und so beschlagnahmen die Militärs mehr als 100.000 Kirchenglocken. Da die meisten aus Bronze gegossen sind, schmilzt man sie ein, um daraus  Waffen und Munition zu fertigen.

Aber es geht auch umgekehrt. Das beweisen heutzutage einige Initiativen in Deutschland. Sie sammeln ausgediente Gewehre, Granaten und anderen Militärschrott und gießen Glocken daraus. Solche „Friedensglocken“ gibt es auch bei uns in Rheinland-Pfalz, z.B. in Mainz oder Koblenz. Dort haben Bundeswehr und Kampfmittelräumdienst das Material gespendet.

Diese verblüffenden Aktionen erinnern an die berühmte Friedensvision des Propheten Jesaja. Dort ist zu lesen: „Am Ende der Tage wird es geschehen: (…) Der Herr wird Recht schaffen zwischen den Nationen und viele Völker zurechtweisen. Dann werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen umschmieden und ihre Lanzen zu Winzermessern. Sie erheben nicht das Schwert, und sie erlernen nicht mehr den Krieg.“ (Jes 2, 2.4)

Schwerter zu Pflugscharen“ – das ist nicht nur ein schönes Bild in einem biblischen Text. Das geschah in der Antike tatsächlich, wenn der Krieg vorbei war und man die Felder im Frieden wieder bestellen konnte.

Wie das technisch geht, das zeigte der Schmied Stefan Nau 1983 anlässlich eines evangelischen Kirchentags in Wittenberg vor 4000 begeisterten Teilnehmern! Schnell wurde das Motiv „Schwerter zu Pflugscharen“ zum Logo der Friedensbewegung in der DDR.

Die aktuellen Projekte der „Friedensglocken“ werden nicht nur von kirchlichen Gruppen getragen. Viele andere sind auch dabei. Sie alle wollen ein Zeichen setzen für Abrüstung und Völkerverständigung, gegen Hass und Gewalt.

Möge sich bei den neugegossenen Glocken aus Waffenschrott erfüllen, was Friedrich Schiller in seinem „Lied von der Glocke“ wünschte: „Freude dieser Stadt bedeute: Friede sei ihr erst´ Geläute!“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=33342
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