SWR2 Wort zum Tag

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16JUN2021
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Man kann ihn nicht sehen. Mindestens nicht direkt. Er ist und bleibt unsichtbar. Aber zu spüren, das ist der Wind. Manchmal kann er einen richtig packen, schütteln und rütteln, dass es einen sogar umwerfen kann.

Und dann gibt es aber auch Momente, da ist Wind ganz sanft und sacht und weich. Ein leichter Hauch nur. Gerade noch zu spüren. Zärtlich und anschmiegsam umschmeichelt er Haut und Haar. Auch wenn der Wind nicht zu sehen ist. So kann er doch bewirken, dass man ihn hört. Im Sausen und Brausen. Im Pfeifen und Singen. Und auch in einem leisen Säuseln in aller Stille.

Oft genug hört und spürt man ihn auch nicht. Er ist da. Irgendwie. Irgendwo. In der Luft. Zwischen Himmel und Erde.

So ist es auch mit dem Atem Gottes. Oder anders gesagt. Mit dem Heiligen Geist. Man kann ihn nicht sehen. Aber spüren. Und Leben bringt er auch. Kraft und Energie und Frische.

Man kann diesen Geist spüren. Wenn Menschen ganz ergriffen sind. Voller Begeisterung für ein Projekt in ihrer Gemeinde oder ihrem Verein. Wer ihnen begegnet, kann es sehen und hören und fühlen. Da ist einer voller Motivation und Tatendrang. Will etwas anpacken, umsetzen, erreichen von ganzem Herzen, ganzer Seele und mit aller Kraft.

Eine andere ist voller Achtsamkeit. Tief berührt. Weil sie die Menschen, denen sie begegnet, ganz neu wahrnimmt. Sie hört mit wachen Ohren, sieht mit weiten Augen, wie sie leben, oder eben gerade nicht leben. Und nimmt sich ihrer an. Erfüllt von Mitgefühl und Barmherzigkeit.

Die Bibel sagt: Gottes Atem, der Heilige Geist, macht so etwas möglich. Die Pfingstgeschichte erzählt davon. Und viele andere Geschichten auch. Barrieren entfallen. Menschen verstehen einander und verbinden sich miteinander über Kontinente hinweg. Obwohl sie ihre Sprachen vielleicht nicht beherrschen.

Zweifelnde gewinnen Vertrauen, Schwache werden stark, Traurige fröhlich. Lebensmut kehrt in sie zurück. Vielleicht weil ihnen jemand begegnet ist, der sie im richtigen Moment angeschaut oder angesprochen hat.

Manchmal bleibt diese Kraft des Geistes auch aus. Oder lässt auf sich warten. Erzwingen kann man ihn nicht. Aber sich von ihm erfassen lassen, dann, wenn er kommt. Das kann man. Denn zu jedem kann er kommen. Auch da, wo man ihn nicht vermutet. Er weht, wo er will! Wie der Wind. Unsichtbar. Und dennoch spürbar.

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